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Panorama: „Estonia“ ging wegen offener Luftluken sehr schnell unter Neue Studie zum Fährunglück stimmt mit Havarie-Ablauf überein

Das Ventilationssystem hat laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der schwedischen Marine und des staatlichen „Amtes für psychologische Verteidigung“ maßgeblich zur hohen Untergangsgeschwindigkeit der Ostseefähre „Estonia“ beigetragen. 852 Menschen starben, als die Fähre am 28.

Das Ventilationssystem hat laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der schwedischen Marine und des staatlichen „Amtes für psychologische Verteidigung“ maßgeblich zur hohen Untergangsgeschwindigkeit der Ostseefähre „Estonia“ beigetragen. 852 Menschen starben, als die Fähre am 28. September 1994 unterging. Die Bugklappe zum Autodeck löste sich auf hoher See bei stürmischem Wetter und die Fähre sank mit einer ungewöhnlich hohen Geschwindigkeit, so dass nur 137 Menschen gerettet werden konnten. Innerhalb einer knappen Stunde nachdem Wasser in das Autodeck strömte, war die Großraumfähre unter der Meeresoberfläche verschwunden. Eine Tatsache, die Spekulationen über Sabotage und die Möglichkeit eines gezielten Bombenanschlages in den Jahren nach dem Unglück immer wieder nährten.

Im offiziellen schwedischen Schlussbericht zum Fährunglück hieß es hingegen, dass die Bugklappe aufgrund eines Konstruktionsfehlers der Halterungen abgerissen sei. Die enorme Geschwindigkeit mit der die „Estonia“ daraufhin untergegangen war, konnte damit jedoch bis heute nicht geklärt werden. Im Rahmen der neuen Studie wurden Simulationen des Untergangs durchgeführt, um diese ungeklärte Frage zu lösen und im Gegensatz zu früheren Studien stimmt das neue Erklärungsmodell technisch mit dem Zeitablauf des Havarie-Schlussberichtes und den zahlreichen Zeugenaussagen überein.

Die Studie zeigt, dass Luftluken für die Ventilationskanäle, die unterhalb des Autodecks zum Maschinenraum führten, bereits bei 40 Grad Schlagseite unter dem Meeresspiegel lagen und mehrere 100 Tonnen Wasser pro Minute in den Maschinenraum einströmen ließen. Die Ventilationskanäle hätten nur manuell vom Autodeck aus verschlossen werden können. Der Leiter der Studie, Vize Admiral der schwedischen Marine Frank Rosenius geht davon aus, dass diese Luken während der gesamten Havarie offen standen.

Nach nur neun Minuten hatte die Fähre eine 40-prozentige Schlagseite, worauf durch die offenen Luftluken Wasser in die Bereiche unterhalb des Autodecks und den Maschinenraum eindrang. Einige Minuten später hatte die „Estonia“ bereits eine 80-prozentige Schlagseite und 20 Minuten später sank die Fähre.

Jonas Jonsson[Stockholm]

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