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Aufruf zur Toleranz. Conchita Wurst.

© dpa

Eurovision Song Contest (ESC): Russischer Politiker: "Euro-Homos, schmort in der Hölle"

Politiker und Medien in Russland haben auf den Sieg von Conchita Wurst beim ESC unterschiedlich reagiert. Manche Politiker antworteten mit Hass, Kirchen und Medien schwankten zwischen Angst, Häme und Humor.

Die Reaktionen in Russland auf den Sieg con Conchita Wurst bei Eurovision Song Contest schwanken zwischen Häme, Humor und Hass. "Euro-Homos, schmort in der Hölle" schimpfte der russische Politiker Witali Milonow per Twitter.

Russland zwischen Hass, Häme und Humor

Der Auftritt sei eine „Komödie“, aber auch eine „Ansage an die Feinde der Toleranz“, meinte die kremltreue Boulevardzeitung „Komsomolskaja Prawda“ am Montag. Ein „Zirkus mit einer bärtigen Frau“, schrieb das regierungsnahe Blatt „Iswestija“. Die russischen Zuschauer hätten allerdings Conchita bei ihrer Abstimmung immerhin auf den dritten Platz gesetzt. „Sie haben also Humor, Toleranz und die Zuversicht geäußert, zur europäischen Zivilisation zu gehören“, schrieb das Blatt. Einzelne prominente russische Politiker und die russisch-orthodoxe Kirche hingegen äußerten sich voller Abscheu. „Das ist Europas Ende!“, wetterte der Ultranationalist Wladimir Schirinowski in einer Sendung des Staatsfernsehens. Europa habe „Durchfall mit Blut und Schaum“. „Sie haben schon keine Männer und Frauen mehr. Bei ihnen gibt es nur noch «Es«“, schimpfte der Parlamentsabgeordnete. "Vor 50 Jahren hat die sowjetische Armee Österreich besetzt, es freizugeben war ein Fehler, wir hätten dort bleiben sollen."

Vizepremierminister Dmitrij Rogosin, ebenfalls ein eher raubeiniger Geselle, der am Wochenende Rumänien drohte, es mit einem Bomber zu besuchen, weil das Land ihm den Überflug verweigert hatte, twitterte am Sonntag, der ESC-Sieg Wursts zeige "Anhängern einer europäischen Integration, was sie erwartet - ein Mädchen mit Bart".
Der Kirchenfunktionär Wladimir Legojda bezeichnete den Sieg als „noch einen Schritt bei der Abkehr von der christlichen Identität der europäischen Kultur“. Solche kulturellen Auswüchse seien deshalb besonders gefährlich, weil sie oft Vorläufer der politischen und juristischen Regeln einer Gesellschaft seien.

Initiator der Anti-Homosexuellen-Gesetze, Witali Milonow, wütet

Der als Initiator des international umstrittenen Anti-Homosexuellen-Gesetzes bekannte Kommunalpolitiker Witali Milonow in St. Petersburg kritisierte, dass Russlands Tolmatschewy-Zwillinge ausgebuht worden seien in Kopenhagen. „Die Dänen haben sich als Schweine erwiesen. Ein solches Pfeifen während unsere Künstler auftreten - ein Zeichen echter Degradierung. Euro-Homos schmort in der Hölle“, twitterte der prominente Politiker.
Russlands Pop-Papst Filipp Kirkorow warf Milonow „Volksverhetzung“ vor. Es sei unerhört, dass das Staatsfernsehen solche Parolen verbreite. Er rief dazu auf, Conchita Wursts Sieg zu achten.
„Vielleicht sollten wir einmal darüber nachdenken, nicht auf so kategorische Weise auf einige sensible Dinge zu reagieren“, sagte er der Boulevardzeitung „Moskowski Komsomolez“. Es könne eine Herausforderung an Russland sein, sich mit anderen Werten und auch mit anderen sexuellen Orientierungen auseinanderzusetzen.
Die Zwillige Nastja und Mascha Tolmatschewy (bzw. Tolmatschjowy) reagierten gelassen auf die Buhrufe, die sie in der Nacht zum Sonntag in Dänemark ernteten. „Eine solche Reaktion im Saal war nicht sehr nett, aber sie hat uns nur noch stärker gemacht“, sagten die Schwestern der Zeitung „Moskowski Komsomelez“. Sie selbst hätten während des Wettbewerbs keine negativen Erfahrungen gemacht.
„Russland ist ein großes Land - und alles wird gut bei uns.“ (dpa)

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