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Willi Weber, 70, verhalf Michael Schumacher 1991 in die Formel 1 und managte ihn bis 2010. Auch danach arbeitete er weiter als Sponsorenbetreuer für Schumacher.

© dpa

Ex-Manager Willi Weber über Michael Schumacher: "Ich weiß, er ist ein Kämpfer"

Willi Weber hat Michael Schumacher zur Formel 1 gebracht und jahrelang gemanaget. Auch heute sind sie noch eng verbunden. Mit dem Tagesspiegel sprach Weber nach dem schweren Unfall über Schumachers Vorliebe für Extremsport und die quälende Ungewissheit.

Von Christian Hönicke

Herr Weber, Sie sind der langjährige Manager von Michael Schumacher. Wie geht es Ihnen mit der Nachricht von dem Unglück?

Nicht gut. Natürlich mache ich mir große Sorgen. Ich war einen großen Teil meines Lebens mit ihm zusammen. Das geht schon unter die Haut, gar keine Frage.

Haben Sie Kontakt zu der Familie?
Ich hatte am Sonntag Kontakt zu Corinna, aber ich bin in Kitzbühel und weiß auch nur, was Sie wissen und ich über die Presse erfahre. Ich bin zutiefst erschüttert und total deprimiert, aber eins hält mich schon ein bisschen aufrecht: Ich weiß, er ist ein Kämpfer und er hat bisher alles überstanden. Und kriegt das auch hin, da bin ich sicher.

War es ein Thema zwischen Ihnen beiden, dass Skifahren gefährlich sein könnte?
Es gibt eine Ausschlussklausel in jedem Formel-1-Vertrag, dass die Fahrer nicht privat Ski fahren dürfen. Das hat schon seinen Grund, wie man jetzt sieht. Das heißt im Umkehrschluss, dass Skifahren so gefährlich ist wie Formel-1-Fahren.

War Schumacher die Gefährlichkeit des Skifahrens bewusst?
Da fragen Sie mich jetzt was. Ich bin selber viele, viele Jahre Ski gefahren und habe es nie als gefährlich eingestuft. Ich bin auch mal auf die Schnauze geflogen, aber das war es dann. Ein paar Prellungen und was man sich halt so holen kann. Aber darüber nachgedacht, so richtig, dass so was passiert, wird noch kein Skifahrer haben. Weil sonst würde er wahrscheinlich nicht mehr fahren.

Sind Sie auch einmal mit Schumacher gemeinsam gefahren?
Natürlich. In Madonna di Campiglio gleich bei den Ferrari-Presseterminen bin ich mal mitgefahren. Aber da konnte ich schon vom Alter her nicht den Speed mitmachen wie er und die anderen.

Ist Michael ein talentierter Skifahrer?
Das kann man so sagen. Er kann das, was er macht. Das hat er uns in jeder Sportart gezeigt, ob es ein Fußballspiel war oder sonst was. Und vor allem er ist kein Hasardeur, er ist kein Skirennfahrer, der die Gefahr sucht.

Haben Sie einmal versucht, ihm seine gefährlichen Hobbys auszureden?
Nein, Michael kann man nichts ausreden. Das funktioniert überhaupt nicht. Der braucht das Adrenalin, das kann man nicht ändern, das ist einfach so. Er tut ja alles, um diesen Adrenalinhaushalt so konzentriert zu halten. Er geht Fallschirmspringen, zuletzt hat er auch noch mit dem Kunstfliegen angefangen.

Er braucht diesen Kick?
Es sieht fast so aus.

Wann hatten Sie zuletzt Kontakt zu ihm?
Ungefähr vor zehn Tagen. Das war eine Veranstaltung mit einem Sponsor in Ludwigsburg, wir haben zusammen Mittag gegessen. War fantastisch, wunderbar. Er war superrelaxt, seine Tochter war dabei.

Sein endgültiger Rücktritt von der Formel 1 hat ihn nicht mehr belastet?
Nein, ich hatte das Gefühl, dass er sich eine andere Welt aufgebaut hat, weg von der Formel 1, und das hat ihm sicherlich gut getan. Er machte auf mich einen ganz tollen, entspannten Eindruck.

Werden Sie ihn in Grenoble besuchen?
Ich glaube, dass es jetzt noch keinen Sinn macht. Da sind genügend Leute unten. Im Weg rumstehen, das ist nicht mein Ding. Wenn ich das Gefühl habe, es ist an der Zeit, dann werde ich selbstverständlich nach Grenoble fahren. Ich will helfen und nicht im Wege stehen.

Wie verarbeiten Sie selbst diese Zeit der Ungewissheit?
Das ist ein beschissenes Gefühl. Da können Sie einfach nichts ändern, das ist einfach da. Und natürlich hätte ich mir ein anderes Silvester gewünscht als mit dieser Situation, die mir unter die Haut geht und mich zutiefst erschüttert hat. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Wir müssen alle damit fertig werden und zwischendurch ein paar Gebete sprechen und glauben, dass es hilft. Ich bin mir sicher, dass es gut wird. Man muss wirklich dran glauben und ich glaube dran, dass er es schafft und wieder gesund wird.

Es gibt einige positive Beispiele, zum Beispiel der Skirennfahrer Daniel Albrecht, der im Koma lag und wieder auf die Piste zurückgekehrt ist.
Es gibt verschiedene Rennfahrer, die das überstanden haben. Mein Schwager war in der gleichen Situation, nicht vom Skifahren, sondern einfach von einem schweren Sturz. Nach drei Monaten ist der wieder rumgerannt, da war alles weg, fantastisch.

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