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© dpa

Ex-Problembär: Bruno kommt ins Schloss Nymphenburg

Vor eineinhalb Jahren wurde der Braunbär Bruno erschossen, nachdem er monatelang für Schagzeilen gesorgt hatte. Jetzt steht fest, wo der Bär seine letzte Heimat finden soll.

Der einst 110 Kilogramm schwere Braunbär Bruno kommt ausgestopft ins Museum "Mensch und Natur" im Nymphenburger Schloss in München. Bayerns Umweltminister Otmar Bernhard (CSU) teilte mit: "Ja, ich habe diese Entscheidung getroffen. Damit ist der Bär würdig präsentiert." In dem Museum befindet sich auch bereits ein Vorgänger von Bruno. Der namenlose Bär war vor rund 170 Jahren erlegt und präpariert worden und ist auch heute noch recht gut erhalten.

Während Mitte des 19. Jahrhunderts der Abschuss von der Öffentlichkeit gefeiert und der damals letzte verbliebene wilde Braunbär als Trophäe durch die Straßen getragen wurde, hat Brunos Tod am 26. Juni 2006 vor allem Empörung und Wut verursacht. Der damalige Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) erhielt sogar Morddrohungen von Bruno-Fans, weil er den Abschussbefehl für den rüpeligen Braunbären gab. Bruno hatte zuvor zahlreiche Nutztiere gerissen und sogar Ställe aufgebrochen. "Aus Meister Petz ist ein Problembär geworden", konstatierte Schnappauf damals.

"Diese Geschichte polarisiert"

Museumsleiter Michael Apel ist sich dieses Konflikts und der hohen Emotionalität des Themas durchaus bewusst. "Diese Geschichte polarisiert", sagte Apel. Er will die beiden Bären deshalb in möglichst neutralem Zusammenhang präsentieren. Die Fragestellung laute: "Was muss man tun, damit solche Tiere bei uns eine Chance haben?" Die Positionen der Tierschützer sollen dabei genauso Raum bekommen, wie die Befürchtungen der Bevölkerung aus den Ortschaften, die Bruno auf seinem wochenlangen Raubzug durchs Voralpenland heimgesucht hatte.

Dieser pädagogische Ansatz war der Grund für Bernhard, dem Nachfolger Schnappaufs als Umweltminister, dem Museum "Mensch und Natur" den Zuschlag zu geben. "Der Bär soll nicht als Kuscheltier dargestellt werden und auch nicht als brutaler Räuber, sondern zusammen mit anderen Tieren in einem wissenschaftlichen Umfeld", sagte Bernhard.

Wasmeier hat das Nachsehen

Ex-Skistar Markus Wasmeier mit seinem Bauernhof- und Wintersportmuseum in Schliersee geht somit leer aus. Auch er hatte sich um die Ausstellung Brunos beworben. Sein Argument: Schließlich wurde Bruno nicht weit entfernt, im Rotwandgebiet, von Jägern erschossen. So bleibe der Bär wenigstens in seinem früheren Lebensraum. Doch für das Ministerium war der professionelle Umgang mit dem Präparat wichtiger.

Der Münchner Museumsleiter Apel erwartet, dass Bruno viele Besucher in sein Haus locken wird. Rund 200.000 waren es bislang im Schnitt pro Jahr. "Wir wollen mit ihm aber nicht billig Werbung machen", betonte Apel. Zwischenfälle mit radikalen Tierfreunden fürchtet er nicht. "Wir haben Bruno ja nicht erschossen und auch niemanden damit beauftragt", sagte der Museumschef. Er hoffe vor allem, mit Hilfe von Bruno "eigentlich langweilig klingende Themen wie Natur und Artenschutz" besser transportieren zu können. "Das wird ein emotionaler Aufhänger zur Vermittlung von Wissen."

Der nächste Bruno kommt bestimmt

Schließlich ist mit dem Tod Brunos das Thema des Umgangs mit wilden Raubtieren nicht erledigt. Bärenmutter Jurka hat im italienischen Trentino längst neuen Nachwuchs zur Welt gebracht, was die Chefin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, zu folgender Prognose veranlasste: "Der nächste Bruno oder die nächste Brunhilde kommt bestimmt über die Grenze."

Ulrich Meyer[ddp]

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