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Panorama: Exotische Epidemie

Infizierte bringen Virus von La Réunion nach Frankreich

Paris - Frankreichs Premierminister Dominique de Villepin ist am Wochenende nach La Réunion gereist, dem französischen Überseedepartement im Indischen Ozean. Dort will er sich ein Bild von der Epidemie mit dem exotischen Namen Chikungunya verschaffen, an der seit Dezember auf der Insel über 150 000 Menschen leiden und bereits 77 gestorben sind. Einige Opfer der rätselhaften Krankheit, die bisher den meisten Franzosen kein Begriff war, liegen inzwischen auch im Pariser Krankenhaus Pitié-Salpêtrière. Dort sind, wie Gesundheitsminister Xavier Bertrand mitteilte, Patienten in Behandlung, die mit den für Chikungunya typischen Symptomen – hohes Fieber und starke Gliederschmerzen – von La Réunion nach Frankreich zurückkehrten.

Chikungunya heißt auf Kisuaheli „der gekrümmt Gehende“ und beschreibt den Zustand, in den die Opfer einer Stechmücke mit dem lateinischen Namen Aedes albopictus geraten. Sie überträgt ein Virus, das so starke Schmerzen auslöst, dass der Betroffene sich kaum noch aufrecht halten kann. Andere Symptome sind Erschöpfung, Hautausschlag, Atembeschwerden und in schweren Fällen Hirnhautentzündungen. Bisher gibt es weder ein wirksames Medikament zur Behandlung noch einen vorbeugenden Impfstoff.

Als die ersten Chikungunya-Fälle im Dezember auf La Réunion auftraten, wurde dies weder von den örtlichen Behörden noch vom Pariser Gesundheitsministerium sonderlich ernst genommen. Die Krankheit sei weniger gefährlich als eine Grippe, hieß es, und werde mit dem Ende der Regenperiode abklingen.

Doch La Réunion erlebt eine Katastrophe: Jeder vierte Bewohner ist von der Krankheit befallen. Jede Woche kommen Tausende Erkrankungen hinzu, und die Zahl der Todesopfer steigt. Etwa 30 Fälle sind inzwischen in Frankreich registriert. Gefahr bestehe aber keine, erklärte der Gesundheitsminister. Dass jemand das Virus im Blut habe, heiße nicht, dass auch die Mücke hier sei.

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