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Panorama: Experten: Bahn muss mehr für Sicherheit tun

Berlin. Zwei Tage nach dem Feuer im Nachtzug Paris-München wird die Deutsche Bahn massiv kritisiert.

Berlin. Zwei Tage nach dem Feuer im Nachtzug Paris-München wird die Deutsche Bahn massiv kritisiert. Denn möglicherweise hätte der Zugbrand mit zwölf Toten verhindert werden können. „In die Züge wird an Sicherheitstechnik nur eingebaut, was gesetzlich gefordert ist, aber nichts darüber hinaus“, kritisiert der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn e.V., Karl-Peter Naumann. Nach seiner Ansicht fehlen in den Zügen Rauchmelder und Sprinkleranlagen, wie sie bereits bei neuen Wagen der Hamburger U-Bahn vorhanden sind.

Naumann bezeichnete es als „Witz“, dass das Zugpersonal bei Feuer Alarm schlagen solle. Der Bahnvorstand Hans-Gustav Koch hatte auf einer Pressekonferenz erklärt, dass der Schaffner der natürliche Rauchmelder des Zuges sei. Die Zugbegleiter würden während längerer Reisen auch mal einschlafen oder in den Nachbarwaggon gehen, sagte Naumann. Nachtzug-Passagiere bestätigten gegenüber dem Tagesspiegel, bei Reisen treffe man die Schaffner oft nicht in ihrem Waggon, sondern im Zugrestaurant an. Nothämmer fehlten oft in den Schlafabteilen, obwohl sich die Fenster nicht öffnen ließen.

Unterstützung erhält der Fahrgastverband in seinen Forderungen auch von Markus Hecht, Professor an der TU Berlin und Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge. Laut Hecht sind Sprinkleranlagen in Zügen zum Teil schon in skandinavischen Ländern üblich. Auch in den neuen Zügen der Deutschen Bahn stelle er eine „dramatische Verschlechterung“ in der Sicherheitstechnik fest. So befinde sich bei dem doppelstöckigen Typ des Schlafwagens beispielsweise der Notausgang in etwa fünf Metern Höhe.

Rauchmelder in Zügen sind nach Angaben der Deutschen Bahn keine Pflicht. Man überlege aber jetzt, die bestehenden europäischen Standards zu modernisieren. Wie am Donnerstag ebenfalls bekannt wurde, will die Deutsche Bahn mit sofortiger Wirkung die sieben Schlafwagen ausmustern, die baugleich mit dem Unglückswaggon von Nancy sind. Der verunglückte Waggon ist 38 Jahre alt. Die Lebensdauer eines Wagens beträgt nach Meinung von Experten zwischen 35 und 40 Jahren. Noch im Juni 2001 war der Unglückswaggon generalüberholt worden.

Dagegen erklärte der Internationale Eisenbahnerverband UIC in Brüssel, das Alter der Wagen sei nicht entscheidend für das Brandrisiko. Laut Wilhelm Saliger, Fachreferent für Züge bei der UIC, hält die Deutsche Bahn ihre Wagen gut instand und richtet sich dabei auch nach den Normen, die im europäischen Schienenverkehr üblich sind. „Bevor wir unsere Standards ändern, müssen wir erst die genaue Brandursache herausfinden“, betonte Saliger. Forderungen nach schnellen Sicherheitsänderungen seien deshalb „Panikmache“. Schließlich sei das UIC-Merkblatt, das sich mit Bränden in Zügen beschäftige, erst elf Jahre alt und damit doch noch relativ modern.

Roman Heflik

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