zum Hauptinhalt

Panorama: Experten fordern „Recht auf Nahrung“ Kampagne startet zum Welternährungstag

Berlin - Experten sind sich einig: Die weltweit produzierten Nahrungsmittel würden ausreichen, um alle Menschen der Erde zu ernähren. Doch noch immer leiden 854 Millionen Menschen Hunger, sterben 18 000 Kinder am Tag an den Folgen von Unterernährung.

Berlin - Experten sind sich einig: Die weltweit produzierten Nahrungsmittel würden ausreichen, um alle Menschen der Erde zu ernähren. Doch noch immer leiden 854 Millionen Menschen Hunger, sterben 18 000 Kinder am Tag an den Folgen von Unterernährung. Oft sind sie auf Spenden von internationalen Hilfsorganisationen angewiesen, um zu überleben. Am Welternährungstag, der wie jedes Jahr am 16. Oktober stattfindet, steht deshalb das „Recht auf Nahrung“ im Mittelpunkt der international stattfindenden Aktionen.

Das Recht auf Nahrung, anerkannt von 155 Staaten, ist laut dem Sozialpakt der Vereinten Nationen von 1966 ein Menschenrecht wie Meinungsfreiheit, Freiheit von Folter oder das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren. In zahlreichen Deklarationen wurde es seither, unter anderem auf dem Welternährungsgipfel im Jahr 2002, bekräftigt. Doch bis zur Umsetzung in nationale Gesetzgebungen ist es noch ein weiter Weg. Um den Prozess zu beschleunigen, entwickelte 2004 die Welternährungsorganisation Fao zusammen mit der Menschenrechtsorganisation Fian eine Richtlinie für 19 Politikbereiche. Sie soll Regierungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen ermöglichen, die Politik eines Landes in Bezug auf das Recht auf Nahrung zu verbessern. „Ein erster Schritt ist es, die hungernden Menschen im eigenen Land zu identifizieren“, sagte Barbara Ekwall von der Fao dem Tagesspiegel. Oft gehörten sie zu diskriminierten Gruppen, die im eigenen Land keine Stimme hätten und von der Wirtschaft ausgeschlossen seien. Manchmal sei der Staat sogar direkt an dem Ausschluss der Betroffenen beteiligt, berichtet Fian auf ihrer Internetseite. Beispielsweise habe im Jahr 2001 eine Tochterfirma der in Deutschland ansässigen Neumann-Kaffee-Gruppe in Uganda mehr als 2000 Kleinbauern mithilfe der Armee von ihrem Land vertrieben.

„Auch Konzerne und internationale Finanzinstitutionen müssen für Verletzungen des Rechts auf Nahrung zur Verantwortung gezogen werden“, forderte Flavio Valente, Generalsekretär von Fian, anlässlich des Welternährungstages. In Ghana würden Reisbauern von massiven Importen aus den USA, Vietnam und Thailand von ihren lokalen Märkten verdrängt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) habe dennoch bei Verhandlungen um einen Entwicklungskredit in Höhe von 258 Millionen US-Dollar bei der ghanaischen Regierung durchgesetzt, dass diese keine Schutzzölle gegen Importe erhebe. „Es geht nicht an, dass IWF und Weltbank Regierungen mithilfe von Entwicklungsgeldern zu Verletzungen des Rechts auf Nahrung drängen“, sagte Armin Paasch von Fian Deutschland.

Brasilien hat nun als erstes Land ein Rahmengesetz zur Ernährungssicherheit verabschiedet, das das Recht auf Nahrung als Ziel der nationalen Verfassung festschreibt. „In Brasilien gibt es den politischen Willen von Präsident Da Silva und Druck durch eine lebendige Zivilgesellschaft“, sagte Fao-Sprecherin Ekwall. „Wir müssen diesen Druck auch in anderen Ländern aufbauen.“ Lu Yen Roloff

Lu Yen Roloff

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false