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Panorama: Expo 2000: Wie der Durchschnittsberliner während der Weltausstellung auf dem Laufsteg tänzelt

Der Durchschnittsberliner an sich ist älter als 15 und jünger als 40. Er wirkt erstaunlich asiatisch, wo man doch eher südeuropäische Züge vermutet hätte.

Der Durchschnittsberliner an sich ist älter als 15 und jünger als 40. Er wirkt erstaunlich asiatisch, wo man doch eher südeuropäische Züge vermutet hätte. Ist er männlich, trägt er T-Shirts mit Aufschriften wie "Ficken 2000", ist er weiblich, verzichtet er gern mal auf den Büstenhalter. Der Durchschnittsberliner, wie er da so über den Laufsteg tänzelt, poltert oder albert, ist selbstbewusst, selbstironisch - eben ganz bei sich.

"Die Idee ist: Ich komme als Ich", sagt der stadtbekannte Szenier Horst-D. Libera. 300 Menschen hat er "auf den Straßen Berlins gecastet", mit der Bahn nach Hannover gekarrt und lässt sie jetzt über einen Steg im deutschen Pavillon laufen: "Alles, bloß keine Profimodels!" Jede Menge Augenfutter sorgt für stürmischen Beifall, zum Beispiel das Mädchen mit den Buchstaben E und X auf dem nackten Po. Oder der weißgewandete Wanna-Be, dem der dringende Wunsch, als Dandy identifiziert zu werden, aus jedem Knopfloch strahlt.

Zwar ist der Menschenmix wohl doch eher für den Kumpelkreis von Horst-D. Libera repräsentativ als für die Stadt Berlin, aber die Amateurmodenschau macht trotzdem mächtig gute Laune. Jede menschliche Regung von Hoffahrt bis Verlegenheit ist von den Gesichtern der Berliner abzulesen, die sich unter dem Diktat basslastiger Beats diagonal durch den Raum trauen. Nicht ganz einfach zu entscheiden, wer mehr Spaß an der Schlange hat, die sich durch den Pavillonsaal ringelt: Die auf dem Steg? Die neben dem Steg? Zum Schluss stauen sich die zumeist wohlgeformten Körper, die Ordnung gerät komplett durcheinander. Ach, entschuldigen Sie bitte, sind Sie Model oder Zuschauer? "Na also, weeßte ..."

Arne BoeckerExponiert

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