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Schülerinnen in Südkorea gedenken der Opfer.

© AFP

Fährunglück in Südkorea: „Sewol“: Ermittlungen wegen möglicher Überladung

Zwei Wochen nach dem Fährunglück in Südkorea konzentrieren sich die Ermittler auf eine mögliche Überladung der "Sewol". Durch das Verrutschen der Ladung könnte die Fähre Schlagseite bekommen haben.

Zwei Wochen nach dem Untergang der "Sewol" in Südkorea konzentrieren sich die Ermittler auf eine mögliche Überladung des Schiffes. Zwei Vertreter der Reederei der „Sewol“ werden verdächtigt, dafür verantwortlich gewesen zu sein, wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Donnerstag berichtete. Die Ermittler wollen demnach Haftbefehle gegen die beiden beantragen. Die Ermittler untersuchen unter anderem, ob eine Überladung zusammen mit früheren Umbauten an der 20 Jahre alten Auto- und Personenfähre ein Grund für den Untergang gewesen sein könnte. Die Staatsanwaltschaft vermutet laut Medienberichten, dass die Ladung am Tag des Unglücks drei- bis viermal schwerer als die empfohlene maximale Ladekapazität war. Durch das Verrutschen der Ladung könnte das Schiff Schlagseite bekommen haben.

Noch immer werden 92 Menschen vermisst

Die Zahl der geborgenen Toten ist auf mehr als 210 gestiegen. Nach Angaben der Behörden wurden die Leichen von 212 Insassen im Wrack und Umgebung vor der Südwestküste des Landes geborgen. Noch immer galten 92 der ursprünglich 476 Menschen an Bord als vermisst. Die meisten Opfer waren Oberschüler aus Ansan in der Nähe von Seoul, die auf einem Ausflug zur südlichen Urlaubsinsel Cheju unterwegs waren. 70 Schüler, die die Katastrophe überlebt hatten, besuchten am Mittwoch einen Traueraltar in ihrer Schule in Ansan. Dort nahmen sie von ihren Mitschülern und Lehrern Abschied, die bei dem Unglück ums Leben kamen, wie der staatliche Sender Arirang berichtete. Die Schüler hatten zuvor ein Krankenhaus in Ansan wieder verlassen können, in dem sie seit dem Unglück ärztlich betreut worden waren. Ihr Zustand habe sich spürbar verbessert, wurde ein Arzt zitiert. Der Unterricht in der Oberschule ging vor gut einer Woche wieder los.

Familien fordern eine aufrichtige Entschuldigung der Staatspräsidentin

Die Familien der Opfer warfen unterdessen Staatspräsidentin Park Geun Hye vor, sich nicht aufrichtig nach der Katastrophe entschuldigt zu haben. Park hatte sich am Dienstag bei der Bevölkerung für fehlerhaftes Krisenmanagement entschuldigt. Vertreter der betroffenen Familien kritisierten sie, ein Kabinettstreffen dafür gewählt zu haben. Eine „Entschuldigung hinter verschlossener Tür“ sei keine richtige Entschuldigung, hieß es laut Rundfunksender KBS in einer Erklärung. Die Angehörigen riefen die Regierung auf, die Unglücksursache rasch zu klären und die Bergungsarbeiten voranzutreiben. Die Bergungsarbeiten am Wrack kamen am Mittwoch aufgrund der starken Gezeitenströmung wieder nur schleppend voran. Bis Mitte Mai solle die Suche möglichst abgeschlossen sein, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Einsatzleitung. Dann sollten Schwimmkräne eingesetzt werden, um das Wrack zu heben.

Bei ihrer Untersuchung zur Unglücksursache gehen die Ermittler menschlichem Versagen wie technischen Fehlern nach. Nach Angaben der Ermittler kenterte die Auto- und Personenfähre an der Stelle, wo sie einen Kurswechsel vorgenommen hatte. Unter anderem wird untersucht, ob das Schiff eventuell überladen und die Ladung richtig gesichert war. Das Schiff könnte demnach durch Verrutschen der Ladung Schlagseite bekommen haben.
Nur 174 Menschen konnten gerettet werden, nachdem die mehrstöckige Fähre am 16. April gekentert war. Der Kapitän und die anderen 14 leitenden Besatzungsmitglieder sitzen in Untersuchungshaft. Sie werden beschuldigt, nicht genug unternommen zu haben, um die Passagiere zu retten. (dpa)

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