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Panorama: Fahrplan zum Mord

Der „Brummi-Mörder“ hat drei Frauen umgebracht. Ein Gericht verurteilte ihn jetzt zu lebenslanger Haft

Limburg - Das Landgericht Limburg hat den sogenannten „Brummi-Mörder“, einen 29-jährigen Fernfahrer aus dem hessischen Haiger, wegen dreifachen Mordes und Vergewaltigung zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht verhängte am Montag außerdem Sicherungsverwahrung gegen den Angeklagten und stellte die besondere Schwere seiner Schuld fest. Der Familienvater hatte nach eigenem Geständnis zwischen November 2003 und Juli 2006 drei Frauen ermordet und missbraucht – vor und nach ihrem Tod.

Eine vierte überlebte, nachdem sie der Täter mit einem Messerstich im Herzen in der Nähe einer Autobahn liegen lassen hatte. Diese Tat wurde als Mordversuch bewertet. Das jüngste Opfer war 18 Jahre alt, das älteste 32. Motiv des Mannes war nach Auffassung der Schwurgerichtskammer sein ausgeprägter Geschlechtstrieb. Zwei seiner Opfer las er auf dem Kölner Straßenstrich auf, zwei fand er auf nächtlichen Fahrten durch Dillenburg und Kassel. Ein Sachverständiger hatte ihm niedrige Intelligenz, einen Mangel an Einfühlungsvermögen und hohe Rückfallgefahr bescheinigt, ihn aber nicht als psychisch krank eingestuft. Das Gericht behandelte ihn deshalb als voll schuldfähig.

Die Strafe entsprach dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Der Ankläger zeigte sich überzeugt, dass der Mörder mindestens 25 Jahre in Haft bleibe. Wegen der besonders schweren Schuld kann der Täter nicht bereits nach 15 Jahren auf Bewährung entlassen werden. Die Sicherungsverwahrung ist zeitlich unbefristet, muss aber regelmäßig überprüft werden.

Die Verteidiger hatten dagegen von einer seelischen Abartigkeit ihres Mandanten gesprochen und auf Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt plädiert. Die beiden Anwälte prüfen eine Revision. Der 29-Jährige folgte der Urteilsverlesung mit gesenktem Blick und ohne äußere Regung; er verzichtete auch auf ein letztes Wort. Frühere Freundinnen hatten ihn vor Gericht als freundlichen und lieben Menschen geschildert. Bei seinen Taten war er nach Feststellung der Kammer planmäßig und mit großer Brutalität vorgegangen. Jede einzelne Tat sprenge die Vorstellungskraft, sagte die Kammervorsitzende. Das Aussehen der Frauen sei ihm egal gewesen: „Wesentlich war, dass er einen Körper hatte, über den er verfügen konnte.“ Im November 2003 lockte er in Köln eine 32-jährige Prostituierte in seinen Lastwagen, erwürgte sie mit einem Spanngurt und verging sich anschließend an ihr. Anschließend fuhr er ins Krankenhaus zur Geburt seines heute dreijährigen Sohnes. Elf Monate später ließ er am selben Ort eine 25-Jährige einsteigen, die aber die Würgattacke überstand. Er vergewaltigte sie, fuhr in ein Gewerbegebiet, rammte ihr ein Messer ins Herz und ließ die Frau liegen. Sie konnte sich jedoch retten.

Ein nach den Angaben der Überlebenden angefertigtes Phantombild ergab die entscheidenden Hinweise, die zur Festnahme führten – allerdings erst nach zwei weiteren Morden. Im Oktober 2005 machte der Täter sich im hessischen Dillenburg nachts erneut auf die Suche nach einem Opfer. Er überfiel eine 31-jährige Polin auf dem Weg zur Telefonzelle, fuhr die Bewusstlose im Kofferraum seines Privatwagens in sein Haus, vergewaltigte und tötete sie. Sein letztes Opfer wurde im Juli 2006 eine 18-jährige Schülerin in Kassel. dpa

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