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Panorama: Fall Estonia: Die Trauer endet nie Hinterbliebene gedenken

der Fährkatastrophe

Stockholm/Tallinn Mit Trauer und stillem Gedenken, aber auch bitteren Forderungen von Hinterbliebenen nach Aufklärung haben Schweden und Estland am Dienstag den zehnten Jahrestag der Estonia- Katastrophe begangen. Bei der feierlichen Stockholmer Zeremonie für die 852 Toten des schlimmsten Schiffsunglücks der europäischen Nachkriegsgeschichte demonstrierten Hinterbliebene auf mitgebrachten Transparenten für eine neue, unabhängige Untersuchung zur Aufklärung der Hintergründe.

Parolen wie „Angehörige verlangen die Wahrheit über die Estonia“ umrahmten dabei die Feier mit etwa tausend Teilnehmern am Stockholmer Denkmal für die Opfer. Schwedens König Carl XVI. Gustaf legte im Beisein von Königin Silvia einen Kranz nieder. Bei der zentralen Gedenkfeier in der estnischen Hauptstadt Tallinn versammelten sich mehrere hundert Menschen, um des Unglücks bei einer Fahrt von Tallinn nach Stockholm zu gedenken. Nach einem evangelischen Gottesdienst sagte Staatspräsident Arnold Rüütel: „Vor zehn Jahren sind in stürmischer Nacht Lebenswege abgebrochen.“ 137 Passagiere und Besatzungsmitglieder überlebten das Unglück.

501 der Opfer kamen aus Schweden und 232 aus Estland. Unter den Toten waren auch fünf Deutsche. Die 15500 Tonnen schwere „Estonia“ war bei stürmischem Herbstwind auf der Fahrt von Tallinn nach Stockholm vor der Südküste Finnlands gesunken. Ausgelöst wurde die Katastrophe durch die Öffnung der Bugklappe auf offener See, die das schnelle Einlaufen von Wasser auf das Autodeck ermöglichte. Mit letzter Sicherheit ist nicht geklärt, warum die Bugklappe sich öffnete. Nach der Öffnung der Bugklappe vergingen nur 35 Minuten, bis die auf der Papenburger Meyer-Werft gebaute Fähre gesunken und damit von allen Radarschirmen zu Hilfe eilender Schiffe verschwunden war.

Kurz vor Beginn der Feier in Schweden hatten sich etwa 50 Hinterbliebene von Opfern zu einer kleinen Protestkundgebung gegen die unzureichende Aufklärung der Unglücksursachen versammelt. Der Vorsitzende der „Stiftung Estonia-Opfer“, Lennart Berglund, sagte: „Wie lange noch soll die Estonia-Affäre zugedeckt bleiben?“ Fünf Abgeordnete des Reichstages aus dem Regierungs- und Oppositionslager hatten kurz vor dem zehnten Jahrestag in einem gemeinsamen offenen Brief ebenfalls eine neue Untersuchung der Unglückursachen verlangt. dpa

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