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Fall Kampusch: Zeugin erhebt neue Vorwürfe

Eine anonyme Zeugin hat in einer österreichischen Zeitung behauptet, Wiener Polizisten hätten 1998 nach der Entführung der damals zehnjährigen Natascha Kampusch auf Anweisung „von oben“ die Ermittlungen gegen Wolfgang Priklopil eingestellt. Das Ermittlungsergebnis bedroht nun auch die Regierungskoalition.

Wien - Demnach habe Priklopil damals als Hauptverdächtiger gegolten. Bei der Zeugin handelt es sich offenbar um die Ehefrau eines hochstehenden Ermittlers.

Bereits zuvor hatte der ehemalige Chef des österreichischen Bundeskriminalamtes, Haidinger, den Vorwurf erhoben, die schweren Ermittlungspannen im Fall Kampusch hätten 2006 auf Anweisung des ÖVP-geführten Innenministeriums nicht untersucht werden dürfen, mit dem Hinweis: „Wir können vor der Wahl keinen Polizeiskandal brauchen.“

Nach Bekanntwerden der Ermittlungspannen war Anfang Februar von der Regierung eine vorläufige Untersuchungskommission eingesetzt worden. Sie wollte noch am gestrigen Dienstag einen Zwischenbericht vorlegen. Die sozialdemokratische SPÖ, die die Regierungskoalition mit der konservativen ÖVP anführt, will anschließend entscheiden, ob sie einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zustimmt. Die ÖVP hatte am Montag erneut mit einem Bruch der Koalition gedroht, sollte die SPÖ einem Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Falls Kampusch zustimmen.

Kampuschs Anwalt verhandelt derzeit mit dem Staat Österreich über eine hohe Abfindung wegen der Ermittlungspannen. Der österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) hat sich für eine „vernünftige Geste“ in Form einer Entschädigung ausgesprochen. (dpa)

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