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© AFP

Fall Madeleine: Eine Hypothek für Maddies Eltern

Madeleines Eltern bezahlten mit Spendengeldern Raten für ihr Haus. Portugals Polizei kehrt in der Zwischenzeit an den Tatort zurück und simuliert eine mögliche Entführung.

Die Eltern des seit einem halben Jahr verschwundenen britischen Mädchens Madeleine McCann haben Gelder aus dem Hilfsfonds für die Suche nach dem Kind zum Abzahlen von Raten auf ihr Haus verwendet. Dies bestätigte am Dienstag der Sprecher von Gerry und Kate McCann, Clarence Mitchell. Er fügte hinzu, der „Findet Madeleine“-Hilfsfonds habe auch zur finanziellen Unterstützung der Familie verwendet werden dürfen. Mitchell sagte, die McCanns hätten den Fonds in der Vergangenheit nur für zwei Hypothekenraten angezapft. Die Zahlungen seien aber gestoppt worden, nachdem Maddies Eltern von den Ermittlern selbst zu Verdächtigen erklärt worden seien. Madeleines Eltern, die beide Ärzte sind, hatten nach dem Verschwinden ihrer Tochter im Mai in Portugal zu arbeiten aufgehört, um sich auf die Suche nach Madeleine zu konzentrieren. Ab Donnerstag will Gerry McCann jedoch wieder halbtags als Kardiologe am Krankenhaus von Leicester arbeiten.

Die McCanns, die außer Madeleine noch zwei weitere Kinder haben, leben in einem geräumigen Haus in der wohlhabenden Ortschaft Rothley im englischen Leicestershire. Der Wert des Anwesens wird auf rund eine halbe Million Pfund (etwa 717 000 Euro) geschätzt.

Spender hatten in den Hilfsfonds für Maddie mehr als eine Million Euro eingezahlt, um den Eltern damit ihre beispiellose Öffentlichkeitskampagne zur Suche nach dem heute vier Jahre alten Mädchen zu finanzieren.

Die sieben Freunde, die mit Kate und Gerry McCann am Abend von Maddies Verschwinden in einem Tapas-Restaurant zu Abend gegessen hatten, wiesen nach Berichten der britischen Boulevardzeitung „Sun“ Gerüchte zurück, sie hätten zum Schutz der McCanns wichtige Details verschwiegen. Es gebe keinen „Schweigepakt“ oder irgendwelche Heimlichtuerei, sondern nur den Wunsch, bei der Suche nach Madeleine zu helfen, ließen die Freunde über Mitchell erklären.

„Das äußert sich dadurch, dass wir nichts sagen oder tun, was in irgendeiner Form die Ermittlungen behindern würde“, heißt es in der Erklärung. Die Freunde betonen demnach, die portugiesische Polizei selbst habe sie gebeten, nicht öffentlich über den Fall zu sprechen. „Wir haben immer versucht, dieser Bitte nachzukommen und die Geheimhaltungsvorschriften der portugiesischen Justiz zu respektieren“, heißt es.

Unterdessen ist in Portugal die Polizei wieder an den Tatort zurückgekehrt. Angeführt von dem neuen Ermittlungschef Paulo Rebelo versuchte die Kripo zu rekonstruieren, wie eine mögliche Entführung des vierjährigen Mädchens abgelaufen sein könnte. Dies gilt als weiteres Indiz dafür, dass die portugiesische Kripo, die vor knapp zwei Monaten Madeleines Eltern zu „Verdächtigen“ erklärt hatte, offenbar gegen Kate und Gerry McCann wenig in der Hand haben – und ein Kidnapping wieder für möglich hält.

Lange standen die Kripobeamten am Fenster des fraglichen Hotel-Appartements im Urlaubsort Praia da Luz. Zogen den Rollladen hoch. Ein Beamter reichte ein Bündel, das einem in eine Decke gewickelten Kind glich, aus dem Zimmer hinaus. Kletterte mit und ohne Bündel herein und wieder heraus. Die Fahnder nahmen mögliche Fluchtwege potentieller Kidnapper unter die Lupe. Richtung Strand. Richtung Kirche. Zu einem möglichen Fluchtfahrzeug. (mit AFP)

Ralph Schulze

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