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Panorama: Fast stündlich werden neue Leichen entdeckt - Die Katastrophe nimmt monströse Ausmaße an

Das Ausmaß der Sekten-Katastrophe in Uganda übertrifft alle Befürchtungen. Die Behörden zeigen sich hilflos.

Das Ausmaß der Sekten-Katastrophe in Uganda übertrifft alle Befürchtungen. Die Behörden zeigen sich hilflos. Anwohner von Massengräbern halten sich Rosmarin vor die Nase, um dem stechend-süßlichen Verwesungsgestank zu entgehen. Fast stündlich stoßen Suchtrupps auf neue Opfer des Terrorregimes von "Prophet" Joseph Kibweteere.

Nach der niedergebrannten Kirche in Kanungu und drei in der Nähe entdeckten Massengräbern konzentrierte sich die Polizei auf das Anwesen von "Vater" Dominic Kataribabo in Rugazi, einem weiteren Anführer der Sekte. In seinem Garten waren 74 Menschen verscharrt worden. Sie waren vergiftet, erstochen oder erdrosselt worden. Als Polizisten den Fußboden im Haus von Cataribabo aufstemmten, bestätigte sich bis Mittwoch ihr schlimmer Verdacht. Erneut kamen Knochen zu Tage. 70 bis 81 Menschen sollen es gewesen sein, wieder waren viele Kinder unter den Opfern.

Vor Wochen noch hatte der Hausbesitzer Kataribabo für die merkwürdigen Bautätigkeiten in seinem Haus eine scheinbar harmlose Erklärung. Von seinem kleinen Neffen nach dem Sinn einer Vertiefung in einer Wand des weiträumigen Gebäudes befragt, hatte sein Onkel Dominic erklärt, dies sei für den Einbau eines Kühlschranks vorgesehen. Die Grube im Garten? Hier solle eine neue Latrine gebaut werden, antwortete der Onkel.

An beiden Stellen fanden die Polizisten und die für die Arbeit eingeteilten Insassen eines nahegelegenen Gefängnisses später Leichen. Auch der frisch aufgeschüttete Betonfußboden im Foyer des Hauses erweckte den Verdacht der Ermittler. Bei einer Probegrabung stieß man prompt auf Teile menschlicher Leichen. Die meisten der im Haus gefundenen Opfer seien mindestens "rund einen Monat" tot, befanden die Gerichtsmediziner.

Mit dieser Feststellung der Mediziner kommt ein Verdacht hoch. Als der für den Jahrtausendwechsel vorhergesagte Weltuntergang sich nicht bewahrheitete, fingen der Sektenführer und einige Anhänger an, die Mitglieder des Kultes systematisch zu ermorden. Als die Weltöffentlichkeit nach den Millenniumsfeiern erleichtert in dem Glauben war, dass die befürchteten Katastrophen ausgeblieben seien, geriet offenbar in Uganda eine Mordmaschine in Gang. Die "Bewegung für die Wiedereinsetzung der Zehn Gebote Gottes" soll 5000 Anhänger gehabt haben. Die Behörden rechnen jederzeit mit der Entdeckung weiterer Massengräber.

Inzwischen wird klar, dass die Regierung Ugandas mit einem entschiedenen Vorgehen die "Morde mit System" (Polizeisprecher Mugenyi) hätte verhindern können. Unter anderem informierte seit 1997 die Krankenschwester Goretti Mitima die Behörden über die Sekte. Sie berichtete von brutaler Ausbeutung und Unterdrückung. Mitima verlor insgesamt 18 Verwandte. "Ich habe ihnen gesagt, dass in den Lagern Menschen sterben. Es ist aber nichts passiert."

Der flüchtige Sektenanführer Kibweteere, ein frustrierter Oppositionspolitiker, war einst ein hochrangiger Parteigänger Idi Amins. Seiner Schreckensherrschaft fielen in den 70er Jahren nach Angaben von Amnesty International vermutlich 300 000 Menschen zum Opfer.

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