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Panorama: Feministisch: Sister Souljah macht Zoff

Es kann drei gute Gründe geben, dieses Buch zu lesen. Erstens: Wenn man Sister Souljah als extrem laute, extrem explizite Rapperin gern gehört hat.

Von Caroline Fetscher

Es kann drei gute Gründe geben, dieses Buch zu lesen. Erstens: Wenn man Sister Souljah als extrem laute, extrem explizite Rapperin gern gehört hat. Zweitens: Weil Souljah in Harlem dazu aufgerufen hat, dass Sisters and Brothers sich ins Wahlregister eintragen lassen und Kandidat Clinton eine Veranstaltung mit der Skandalsängerin absagen musste. Drittens: Weil Souljahs Roman zur schwarzen Dealer-und Arbeitslosenszene soziologisch aufschlussreich ist. Weniger aus Gründen der kulturellen Exaktheit als wegen der Konstruktionen: Die Szenarien geben vor allem Auskunft über die Vorstellung, die Souljah von den Luxusfantasien eines dummen, unpolitischen Ghetto-Girls aus der Bronx hat, deren ironisch geschilderter Gegenpart Souljah selbst ist, als feministische Missionarin. Schöne Idee.

Es gibt leider auch drei gute Gründe, dieses Buch nicht zu lesen. Erstens: Es handelt sich um einen Literaturversuch, um ein romanoides Buch bestenfalls. Zweitens: Es ist ein richtig miserabel übersetzter Romanoid, mit aus dem Lexikon zusammengesampeltem Szenejargon. Drittens: (Kostprobe) "Gedränge war gar kein Ausdruck. Als wir vorfuhren, standen Unmengen von Leuten vorm Club, und alle waren aufgebrezelt wie nix Gutes. (...) Doc fuhr ins Parkhaus, um das die anderen einen Bogen machten, weil es dreißig Mäuse kostete. Sie zögerte nicht mal. Für Doc Platin waren Geldsorgen Schnee von gestern."

Oh, Sister.

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