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Panorama: Fesselnde Unschuld

Jessica Alba rettet für Hollywood den Kinosommer – mit zwei großen Filmen: „Fantastic Four“ und „Sin City“

Sie rettet den diesjährigen Kinosommer und gilt als kommender Superstar: Jessica Alba, Kalifornierin mexikanisch-dänischer Abstammung, erst 24 Jahre alt, aber schon seit knapp zehn Jahren im Hollywoodgeschäft, kann im selben Moment aussehen wie ein engelsgleiches Unschuldspüppchen und wie ein männerverzehrender Vamp. Männer finden sie attraktiv, und Frauen stark. Alba nimmt kein Blatt vor den Mund. Schon als Kind übte sie mit dem Baseballschläger und schlug im Sport die Jungs.

„Ich will der Grund sein, für den die Menschen ins Kino gehen“, sagt sie selbstbewusst. Mit dieser Haltung wurde Alba im Nu zur neuesten Hoffnung der gerade von Umsatzkrisen geplagten Filmbranche. Die hat Hunger nach frischen, unverbrauchten Gesichtern. In der Titelrolle von „Dark Angel“ in der gleichnamigen, von James Cameron erdachten TV-Serie wurde Jessica Alba seit 2000 auch in Deutschland bekannt. In der Science-Fiction-Abenteuerserie spielt sie eine durch genetische Eingriffe mit besonderen Fähigkeiten ausgestattete, ebenso blutjunge wie hübsche Martial-Arts-Kämpferin – ein Männertraum von einer Superheldin. Auch jetzt ist Alba, nach zwei kleineren ersten Filmauftritten – an der Seite von Drew Barrymore in „Never Been Kissed“ (1999) und in „Honey“ (2003) –, in gleich zwei Blockbustern in einer Hauptrolle zu sehen: den Comic-Verfilmungen „Fantastic Four“ und „Sin City“, einem abgründig-schrägen Film von Robert Rodriguez.

Der erste hat bereits jetzt in den USA den Abwärtstrend gestoppt, der die Kinos in diesem Jahr plagt, und läuft mit großem Erfolg in Deutschland. Der zweite lief beim diesjährigen Filmfestival von Cannes im Wettbewerb. „Von Cannes hab ich aber nichts gehabt“, sagte sie im Gespräch, „ich musste um fünf Uhr morgens aufstehen und bis nach Mitternacht Interviews geben oder auf Partys gehen, was auch Arbeit war. Da hatte ich genug damit zu tun, meine Gedanken zusammenzuhalten."

Auf so hohem Niveau klagen, das können nur wenige. Obwohl „Fantastic Four“ außer mit ihr kaum mit großen Stars aufwarten kann, spülte der Film bereits am ersten Wochenende über 50 Millionen Dollar in die Kinokassen, inzwischen sind es um die 100 Millionen – nicht zuletzt wegen Jessica Alba, darin ist sich die Filmindustrie einig. „Erfolg macht das Leben leichter“, konstatiert sie den neuen Ruhm gelassen. „Man kann ruhiger in einen fremden Raum hineingehen.“ Alba ist ein typischer Patchworkstar. In ihrer Person bündelt sie die verschiedensten Erwartungen des Publikums. Einerseits wirkt sie wie eine fleischgewordene Männerfantasie, zugleich aber strahlt sie seriöses Handwerk aus und spielt erfahrene Kollegen an die Wand. Sie verströmt Glamour und hat eine Ausstrahlung, die den Star von der gewöhnlichen Schauspielerin unterscheidet.

Diese Ausstrahlung hat ihr bereits einen hochdotierten Werbevertrag von „L’oreal“ eingebracht. Ihre bodenständige Herkunft als Tochter eines Luftwaffenoffiziers habe sie nicht vergessen, sagt sie im Gespräch: „Ich suche nicht die Aufmerksamkeit der Medien. Ich will ab und zu im Gegenteil gern meine Ruhe haben.“ Am meisten stört Alba am neuen Ruhm, dass sie plötzlich in den USA als Latina gilt. Das empfindet sie als Stigmatisierung. „Als Kind habe ich nie an so etwas gedacht. Ich bin in den USA geboren, und erst die Industrie macht mich zur Latina.“ Das gefällt ihr schon deswegen nicht, weil ihr so immer wieder Klischeerollen angeboten werden: „An Jennifer Lopez kann man sehen, dass das Rollenspektrum sehr begrenzt ist. Aber ich habe in den nächsten Jahren noch viel vor.“

Rüdiger Suchsland

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