zum Hauptinhalt
Gusenbauer

© dpa

Feuer in Altenheim: Österreich: Brand ging von Mülleimer aus

Im Fall des verheerenden Feuers in einem Altenheim in Österreich schließt die Polizei Brandstiftung aus. Das Feuer sei in einem Abfallbehälter im ersten Stock ausgebrochen. Das Fatale: Die Bewohner waren in Panik auf die Flure geflohen - dem tödlichen Rauch entgegen.

Die Nachricht vom Tod der elf Menschen bei der Brandkatastrophe in einem Altenheim erschüttert den kleinen Ort Egg im Bregenzerwald in Österreich. Die Verkettung unglücklicher Umstände hat am Freitagabend aus einem Brand in einer Abstellkammer die größte Feuerkatastrophe Österreichs nach dem Gletscherbahnunglück von Kaprun gemacht. Sechs Männer und fünf Frauen ersticken in dem dichten Rauch, der sich schnell im Haus ausbreitet. "Da ist man sprachlos, bei so einem Ereignis", sagt eine ältere Frau, die mit Menschen aus dem Heim befreundet war. Der ganze Ort ist tief betroffen.

Brandstiftung schließt die Feuerwehr aus. Nach der Schilderung des Leiters der Feuerwehr von Egg, Markus Natter, loderten die Flammen zuerst in einem von zwei Mülleimern in einer Abstellkammer im ersten Stock. "In einem der beiden Behälter ist der Brand ausgebrochen", sagt er am Samstagabend. In einem Eimer hätten sich unter anderem gebrauchte Papierservietten, in dem andern dreckige Wäsche befunden. Was genau einen der beiden in Brand setzte, blieb allerdings unklar. Am Sonntag wollen die Experten weiter ermitteln.

"Instinkt der falsche Weg"

Als der Rauchmelder Alarm schlägt, laufen die Menschen im Altenheim auf die Gänge. Für die Feuerwehr ein fataler Fehler: Durch die offenen Türen breitet sich der Rauch schnell im ganzen Haus aus und verdrängt die Atemluft. "In diesem Fall war der Instinkt der falsche Weg", sagt Natter. Wären die Menschen in ihrem Zimmern geblieben und hätten die Türen mit nassen Handtüchern abgedichtet, hätte die Feuerwehr wahrscheinlich deutlich mehr Bewohner retten können. "Das Feuer war die ganze Zeit nur auf den hinteren Teil des ersten Stocks begrenzt."

21 Feuerwehrtrupps mit Atemschutzgeräten suchen im stark verqualmten Haus nach den teils bettlägerigen Menschen. "Wenn man die Hand zehn Zentimeter vor die Augen gehalten hat, hat man sie schon nicht mehr gesehen", berichtet der Feuerwehrleiter. Sechs Bewohner werden verletzt gerettet, drei davon schweben am Samstag noch in Lebensgefahr. Sechs Menschen retten die Einsatzkräfte unverletzt aus dem Inferno. Insgesamt sind 250 Feuerwehrleute im Einsatz, gegen 22 Uhr ist das Feuer gelöscht.

Am Samstag wirkt das Gebäude abgesehen von einigen schwarzen Rauchflecken von außen unversehrt. Krisenhelfer kümmern sich im Ort um die fassungslosen Angehörigen. Mittags erinnern die rund 3500 Bewohner von Egg mit einer Gedenkminute an die Opfer. "Die Szenen gehen immer wieder durch den Kopf, auch die Opfer kommen immer wieder ins Gedächtnis", sagt eine junge Polizistin dem Sender ORF. Geschlafen habe sie in der vergangenen Nacht kaum. Noch am Freitagabend besucht der österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer den Unglücksort. "Es ist eine Katastrophe, ganz schrecklich", sagt er.

Miriam Bandar[dpa]

Zur Startseite