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Filmpreis: Golden Globes: Von weißen und schwarzen Schwänen

Die Golden Globes stehen im Schatten von Bestechungsvorwürfen – Geschenke für die Jury bringen den Wettbewerb in Misskredit.

Angesichts der Bestechungsvorwürfe im Vorfeld der Golden-Globe-Verleihung mussten am Ende die Guten gewinnen. Natalie Portman etwa, die in Darren Aronofskys Ballett-Drama „Black Swan“ brilliert, oder Colin Firth, der in seiner Rolle als George VI. in „The King’s Speech“ zudem heißer Anwärter auf einen Oscar ist. Der große Sieger aber heißt „The Social Network“. Der biografische Film über Facebook-Gründer Mark Zuckerberg erhielt vier Golden Globes, jeweils für das beste Drama, beste Regie, bestes Drehbuch und beste Filmmusik.

Mit den Bestechungsvorwürfen gerät ein Veranstalter ins Zwielicht, der unter dem Namen „Hollywood Foreign Press Association“ (HFPA) firmiert. Stimmberechtigte Mitglieder dieser obskuren Organisation lassen sich ganz offen umwerben. Jahr für Jahr regnet es DVDs und Einladungen zu Interviews, Banketts und Abendessen. Hin und wieder auch mehr. Die Filmsparte von Sony, die hinter dem Musical-Flop „Burlesque“ mit Cher steht, flog etwa dutzende von Golden-Globe-Juroren nach Las Vegas, wo es zum Dinner ein Konzert mit der alternden Show-Diva gab – dafür kann man schon einmal sein Kreuzchen hinter einem mittelmäßigen Film machen.

Vor wenigen Tagen kamen die Bestechungsvorwürfe erneut auf. Was passierte daraufhin? „Burlesque“ ging leer aus, möglicherweise wollte man einen Skandal vermeiden. Stattdessen ging der Preis für den besten Film in der Kategorie „Comedy oder Musical“ verdient an „The Kids are Alright“ mit Annette Bening und Julianne Moore.

Das zweite Politikum war die dreifache Nominierung von „The Tourist“ gewesen. Der Film von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck mit Angelina Jolie und Johnny Depp wurde einhellig verrissen und floppte im Kino. Als bei der Pressekonferenz die Nominierungen für diesen Film bekannt gegeben wurden, brach Gelächter aus. Jeder fragte sich, wie um Himmels willen dieser Film zu seinen Nominierungen gekommen sein mag. Am Ende ging auch er leer aus, offenbar sollte auch hier ein Skandal vermieden werden.

Hauptdarstellerin Angelina Jolie war der Film offensichtlich peinlich. Sie hatte schon vor der Show auf dem Roten Teppich ihre Erwartungen heruntergeschraubt. Sie sei nur hier, um gute Freunde zu treffen, versicherte die Hollywood-Schönheit in einem hautengen grünen Glitzerkleid.

Derjenige, der während der dreistündigen Golden-Globe-Verleihung ganz ehrlich und am härtesten mit solchen Dingen ins Gericht ging, war der britische Satiriker Ricky Gervais, der die elegante Gala im Beverly Hilton Hotel moderierte. Über die jüngste Flut von 3-D-Produktionen sagte er: „In diesem Jahr war alles dreidimensional – außer bei den Charakteren in ,The Tourist´" – ein außergewöhnlich böser Kommentar über Donnersmarck und seine Darsteller Johnny Depp und Angelina Jolie. „Ich habe ,The Tourist’ nicht gesehen, wer schon?“, lästerte er. Es sei hingegen nicht wahr, sagte Gervais weiter, dass der Veranstalter die Golden Globes nur abhalte, um sich im Glanz dieser Stars sonnen zu können. Vielmehr treibe man damit auch Bestechungsgelder ein. Johnny Depp grinste gequält im Zuschauerraum. So knallhart hat bislang niemand die Vorwürfe kommentiert, die in den Tagen vor der Verleihung im Zusammenhang mit einer zwei Millionen Dollar schweren Klage gegen die HFPA aufkamen. Diese stammt vom langjährigen Pressesprecher der Organisation, der gegen seine jüngste Entlassung klagt. Er habe mit der Korruption innerhalb der HFPA aufräumen wollen, sagte Michael Russel, wofür man ihn letztlich rausgeworfen habe. Umstritten ist die Organisation allerdings nicht nur wegen solcher Interna, sondern vor allem aufgrund ihrer Zusammensetzung. Die Mitgliedschaft in der HFPA ist streng restriktiv, nur auserwählte ausländische Journalisten werden aufgenommen, wobei unter „auserwählt“ nicht die Qualität der Journalisten gemeint sein kann. Zurzeit sind es 81, die meisten vertreten aber keine bekannten oder einflussreichen Medien, sondern sind freie Autoren – viele mit auffallend wenig Veröffentlichungen. Für einen Teil der Mitglieder, darunter auch eine Handvoll deutscher Schreiber, kann nicht einmal die Suchmaschine Google aktuelle Beiträge aufstöbern. Nach außen hin schirmt sich die Organisation hermetisch ab. Dass Hollywood die Golden Globes dennoch so ernst nimmt und überhaupt an massiver Bestechung interessiert ist, liegt am gewaltigen finanziellen Potenzial der Awards. Einen Monat vor den Oscars gelten die Globes als gutes Stimmungsbarometer in der Filmstadt – wer hier gewinnt, hat später bei der Academy bessere Chancen. Und damit kommt das große Geld: Ein Golden Globe oder ein Oscar in den wichtigsten Kategorien – bester Film, beste Hauptrolle, bestes Drehbuch – treibt erfahrungsgemäß Einspielergebnisse und DVD-Verkäufe in die Höhe.

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