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Panorama: Finanzieller Kraftakt Weltjugendtag

Der Weltjugendtag in Köln ist auch finanziell ein Kraftakt. Der Etat für die Mammutveranstaltung mit 800.000 erwarteten Gästen umfasst nahezu 100 Millionen Euro.

Köln (14.08.2005, 18:21 Uhr) - Das Geld stammt aus mehreren Töpfen: Von den Pilgern selbst, aus öffentlichen und kirchlichen Mitteln sowie von Sponsoren, wie der Geschäftsführer des Weltjugendtags (WJT), Hermann-Josef Johanns, erklärt. «Unser Ziel ist eine schwarze Null, aber bisher ist es noch keinem vorangegangen Weltjugendtag gelungen, ohne Defizit abzuschließen.»

Auf der Einnahmeseite kommt der größte Teil mit 40 Prozent von den bisher mehr als 370 000 angemeldeten Pilgern aus gut 160 Ländern. «Die Zahlungsmoral der Pilger ist sehr gut, wir liegen hier bei den Einnahmen um rund fünf Millionen Euro über der ursprünglichen Plangröße», sagt Johanns. Der Bund, das Land Nordrhein-Westfalen, die EU und die Stadt Köln lassen dem WJT insgesamt 13,5 Millionen Euro zukommen und bestreiten damit rund 15 Prozent der Einnahmen. Weitere 15 Prozent sind unter «Eigenleistung» verbucht - also zum Beispiel Sponsorengelder, Souvenirverkäufe oder WJT-Lotterie-Einnahmen.

Die katholische Kirche Deutschlands steuert einen Anteil von 30 Prozent der Gesamteinnahmen aus Kirchensteuermitteln bei. Formell gelten die 26 Millionen Euro als Darlehen, faktisch ist die Summe aber ein Zuschuss. Dass der WJT einen nennenswerten Überschuss macht und den Kredit zurückzahlt, gilt als sehr unwahrscheinlich. Das Geld sei aus allen 27 deutschen Bistümern je nach deren Wirtschaftskraft geflossen, erklärt Johanns: «Es ist selbstverständlich, dass Köln mehr bezahlt als etwa Dresden oder Erfurt.»

Angesichts der knappen Kirchenkassen ist der WJT-Etat ein großer Batzen. Das Erzbistum Köln, das größte in Deutschland, will seinen Etat von 680 Millionen Euro in den kommenden Jahren um 13 Prozent senken. Zu einem möglichen Defizit nach dem Weltjugendtag will sich Generalvikar Dominik Schwaderlapp zunächst nicht äußern. Angesichts sinkender Einnahmen durch Kirchensteuern sind auch andere Bistümer zum Sparen gezwungen. Der Vatikan hat zwar zum Weltjugendtag eingeladen, ist aber an dessen Finanzierung nicht beteiligt.

Zu den noch nicht kalkulierbaren finanziellen Risiken zählt die Frage, in welchem Zustand die 800 000 Pilger das Marienfeld westlich von Köln nach der Abschlussmesse mit Papst Benedikt XVI. am 21. August zurücklassen. «Vieles hängt auch vom Wetter ab und davon, wie schnell das Areal rückgebaut werden kann, damit die Landwirte schon die Winterfrucht einbringen können», sagt Johanns. Sonst müssten möglicherweise Ernteausfälle bezahlt werden.

Die Kostenbeteiligung für die jungen WJT-Gäste wurde möglichst gering gehalten. Für ihren Besuch in Deutschland werden sie je nach Wirtschaftstärke ihres Heimatlandes zur Kasse gebeten. Für Pilgerpakete, die «all inclusive» Übernachtung, Verpflegung und Nahverkehr vom 16. bis 21. August beinhalten, müssen sie in drei Tarifen 169, 132 oder 100 Euro zahlen. Dass die Pilger zusätzlich für Souvenirs, Getränke, Snacks und Hygieneartikel ins Portemonnaie greifen werden, freut die Wirtschaft in der Kölner Region.

Die Kölner Industrie- und Handelskammer rechnet mit einem wirtschaftlichen Effekt von 160 bis 180 Millionen Euro. Dabei werden vor allem die nicht angemeldeten Gäste, die selbst für Übernachtung und Verpflegung sorgen, Umsatz bringen: Die IHK geht von 16 Millionen Euro im Kölner Regierungsbezirk allein für Hotels und Gaststätten vom 16. bis 21. August aus.

Der Gastronomie würden voraussichtlich gut 26 Millionen Euro in die Kassen gespült. Auf einen kleinen Boom mit Mehrumsätzen von 20 Millionen Euro hofft der Einzelhandel. Zudem wird mit einer langfristigen Imagestärkung für den Standort gerechnet. Die IHK ist sich sicher: «Der Weltjugendtag 2005 wird für die Region auch wirtschaftlich ein Gewinn.» (Von Yuriko Wahl, dpa)

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