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Fleischskandal: Hunderte Kühlhäuser werden untersucht

Der zweite Skandal um ungenießbares Fleisch innerhalb weniger Wochen weitet sich aus. In Nordrhein-Westfalen haben die Behörden mit Kontrollen in hunderten Kühlhäusern begonnen.

Düsseldorf - «Dazu gehören gut 40 große Lagerhäuser mit EU-Zulassung sowie alle Kühlhäuser von Fleischereien und weiterverarbeitenden Betrieben», berichtete der Sprecher des NRW-Verbraucherministeriums, Markus Fliege. Die Untersuchungen werden voraussichtlich mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Unterdessen wurden in Niedersachsen erste verdorbene Fleisch-Lieferungen nachgewiesen. Nach Angaben des Agrarministeriums in Hannover handelt es sich um 90 Tonnen Geflügel-, Schweine-, Rind- und Pferdefleisch. Es hatte im Kühlhaus zweier Firmen aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gelagert. Die Ware war durch unklare Auszeichnungen sowie wegen fehlender Haltbarkeitsdaten aufgefallen. Tests des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Oldenburg hatten ergeben, dass 11 von 16 Proben ranzig, überlagert oder verdorben und damit «eindeutig genussuntauglich» waren. Das Fleisch stamme ursprünglich aus Deutschland, Brasilien, Dänemark, Spanien und Italien.

Ende vergangener Woche hatten die Behörden in einem Großbetrieb in Gelsenkirchen 60 Tonnen möglicherweise verdorbenes Fleisch sichergestellt. Die Untersuchung des beschlagnahmten Fleisches dauere an, teilte die Essener Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Auch in Hamburg, wo am Vortag elf Tonnen möglicherweise verdorbenes Fleisch sichergestellt worden waren, wird die Ware auf Bakterien und Keime untersucht. Der erste Augenschein habe jedoch keine Anhaltspunkte erbracht, dass das Fleisch verdorben sei, sagte ein Hamburger Behörden-Sprecher am Dienstag.

Der Gelsenkirchener Großhändler ist weiter auf freiem Fuß. Der 39-Jährige steht im Verdacht, in großem Stil zu lange gelagertes Fleisch als Frischfleisch umetikettiert und weiterverkauft zu haben. Die Ware war durch Farb- und Geruchsveränderungen sowie Gefrierbrand aufgefallen. Seit wann der Händler diese Art von Geschäften betrieb und wie viel Fleisch er verkauft hat, konnten die Ermittler am Dienstag noch nicht sagen. Das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium und die Stadt Gelsenkirchen betonten, das seit dem 27. Oktober keine Ware des Fleischhändlers an die Verbraucher gelangt sei.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftverband forderte ein «schnelles und drastisches Durchgreifen» der Behörden. Die kriminellen Machenschaften brächten die gesamte Agrarbranche in Verruf. Da das derzeitige Strafmaß offensichtlich nicht abschrecke, müsse über schärfere Gesetze nachgedacht werden. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist dagegen der Ansicht, das geltende Recht reiche grundsätzlich aus. Die Verbraucherschützer forderten mehr Eigenverantwortung von Produzenten und Händlern. (tso/dpa)

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