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Trotz des heftigen Funkenflugs geriet die Boeing 767 nicht in Brand. Foto: Wojtek Radwanski/AFP

© AFP

Panorama: Flieg’ wie ein Adler, lande wie eine Krähe

Nach der abenteuerlichen Bauchlandung wird der Boeing-Pilot Tadeusz Wrona wie ein Held gefeiert

Warschau - Es hätte in einer Katastrophe enden können, doch Tadeusz Wrona, Pilot der polnischen Fluggesellschaft LOT, behielt die Nerven: Nachdem seine Maschine mit 231 Passagieren an Bord Fahrwerkprobleme hatte, musste Wrona eine Bauchlandung auf dem Warschauer Flughafen hinlegen. Die Notlandung mit der Boeing 767 glückte, Passagiere und Besatzung kamen am Dienstag mit dem Schrecken davon. Nun wird Wrona in Polen als Held von Flug Nummer 16 von New York nach Warschau gefeiert. LOTChef Marcin Pirog stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als er den Vorgang kommentierte. „Er ist ein erfahrener Pilot, der seit 20 Jahren für uns fliegt“, sagte er. „Er hat eine einfach perfekte Notlandung hingelegt.“ Der Pilot zeigte sich am Mittwoch noch immer ratlos über das gerade noch abgewendete Unglück: „Rund 500 Mal habe ich dieses Flugzeug geflogen, und immer funktionierte das Fahrwerk.“ Alle Versuche, die Räder auszufahren, seien gescheitert. „Da habe ich die Bodenkontrolle informiert, dass es eine Notlandung geben wird.“ An Bord herrschte nach Berichten von Augenzeugen überwiegend Ruhe, als die Boeing eine Stunde lang über Warschau kreiste, um ihre letzten Treibstoffvorräte aufzubrauchen und die Gefahr eines Brandes bei der Landung zu verringern. „Einige haben gebetet, einige haben geweint“, sagte eine Reisende im polnischen Fernsehen.

Schon Wronas Name hat eine Beziehung zum Fliegen: Wrona bedeutet auf Polnisch „Krähe“. Auf einer Fanseite bei Facebook haben sich Wrona-Anhänger ein Wortspiel einfallen lassen: „Lataj jak orzel, laduj jak Wrona!“ (Flieg wie ein Adler, lande wie eine Krähe) heißt es dort, und bis Mittwochnachmittag klickten mehr als 22 000 Facebook-Nutzer „Gefällt mir“.

Fliegen ist die große Leidenschaft Wronas, der bereits mit 16 Jahren einen Segelflugschein machte. Dass er im Sommer fast jedes freie Wochenende mit Segelfliegen verbringt, hat ihm nach Meinung von Pilotenkollegen auch beim glücklichen Gleitflug ohne Fahrwerk geholfen.

„Er war immer beherrscht, geriet nie in Panik oder regte sich auf“, erinnert sich Leszek Drygasiewicz vom Aeroklub Lubuskie, in dem Wrona einst seine ersten Flugstunden absolvierte, in der Zeitung „Rzeczpospolita“ an die Anfänge des Helden von Warschau. „Einen besseren Piloten hätten die Passagiere nicht finden können“, zeigte sich der langjährige LOT-Pilot Piotr Lipinski im polnischen Nachrichtensender TVN 24 überzeugt. Dennoch muss sich Wrona jetzt ebenso wie die übrigen Besatzungsmitglieder den Fragen von Polizei und Staatsanwaltschaft stellen.

In einigen polnischen Medien wurde berichtet, erste Hinweise auf technische Probleme habe es bereits in der ersten Stunde nach dem Start in Newark gegeben. Dennoch habe sich Wrona entschieden, den Flug planmäßig fortzusetzen. dpa

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