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Panorama: Fließt die Spree bald rückwärts? Durch die Flutung ehemaliger Braunkohle-Tagebaue sinkt der Wasserstand zusehends

"Fahren Sie mit dem Kahn durch den Spreewald, so lange es noch geht." Der in der Region aufgeschnappte Satz ist etwas überspitzt formuliert, weist aber auf ein mögliches Szenario hin: Sinkt der Wasserzufluß in die Spree weiter in dem jetzigen Tempo ab, könnten die Kähne auf einigen Fließen tatsächlich in Kürze auf dem Trockenen liegen.

"Fahren Sie mit dem Kahn durch den Spreewald, so lange es noch geht." Der in der Region aufgeschnappte Satz ist etwas überspitzt formuliert, weist aber auf ein mögliches Szenario hin: Sinkt der Wasserzufluß in die Spree weiter in dem jetzigen Tempo ab, könnten die Kähne auf einigen Fließen tatsächlich in Kürze auf dem Trockenen liegen. Denn statt dem Spreewald seinem typischen Lagunencharakter zu sichern, fließt das Wasser der Spree vorher in riesige Löcher und verschwindet dort.

Ehemalige Abbaugebiete für Braunkohle werden geflutet, um später als Badeseen wieder auf den Landkarten zu erscheinen. "Die Situation ist alarmierend", sagt der Verwaltungschef des Biosphärenreservates Spreewald, Manfred Werban. "Wenn wir nicht aufpassen, wird die Spree eines Tages vielleicht rückwärts fließen."

Er wird sich zusammen mit seinen Mitarbeitern die Chance einer großen Öffentlichkeit am kommenden Wochenende nicht nehmen lassen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Denn dann findet im Spreewald das 3. Brandenburger Dorffest statt. Ausrichter ist der kleine Ort Schlepzig mitten im Unterspreewald, also noch dichter an Berlin gelegen als die bekannteren Touristenziele Lübben, Lübbenau oder Burg. Zwischen den vielen Feiern, Handwerker- und Bauernmärkten sowie zahllosen Kahnfahrten sind durchaus heiße Diskussion um die Rettung des Spreewaldes zu erwarten. Schließlich lebt die ganze Region vom Reiz der 970 Kilometer langen Fließe. Sie sind zusammen mit Potsdams Schlössern und Gärten außerdem die Markenzeichen für den Brandenburger Tourismus schlechthin.

Um die Besucher machen sich die Veranstalter des Dorffestes daher keine Sorgen. Allein zum großen Kahnkorso am Sonnabend werden 20 000 Gäste erwartet. Aus dem ganzen Spreewald wollen die Besatzungen von 52 Kähnen auf einer vier Kilometer langen Strecke ihre Heimat vorstellen.

Dennoch sprechen die Fährleute trotz der Feierstimmung bestimmt mit ihren Fahrgästen auch über das bedrohliche Wasserproblem. Vielerorts wird der niedrige Stand nicht nur am mitunter nahen Wasseruntergrund sichtbar, sondern vor allem am fast bewegungslosen Gewässer. Der Experte Manfred Werban erklärt die Lage mit beeindruckenden Zahlen: Am Spreepegel Cottbus flossen zu den Hochzeiten des Lausitzer Bergbaus durch das abgepumpte Grundwasser 30 Kubikmeter Wasser pro Sekunde vorbei. Heute sind es noch ganze neun bis zehn Kubikmeter, da von den 17 Gruben nur noch vier betrieben werden. Mindestens zwölf bis 13 Kubikmeter Wasser wären notwendig, um das Niveau im Spreewald einigermaßen zu halten. Die Lösung könnte laut Werban nur in einer deutlich langsameren Einleitung von Spreewasser in aufgegebene Bergbaugruben und die Nutzung anderer Flüsse liegen. Es gibt also auf dem Dorffest genügend Diskussionsstoff.

Der 655-Seelen-Ort hat sich lange auf den Höhepunkt am Wochenende vorbereitet. Im vergangenen Jahr errang er im Wettbewerb "Schönstes Dorf im Land Brandenburg" zusammen mit Neutrebbin im Oderbruch den ersten Platz. Nicht nur auf und am Wasser wird es von Freitag bis Sonntag hoch hergehen. Am Agrarmuseum öffnet das große Backhaus, in dem immerhin 35 Bauernbrote und zehn Kuchen gleichzeitig gebacken werden können. Vier Festzelte bieten bis Sonntag Nacht Musik, Unterhaltung, Show und Kulinarisches.Schlepzig ist von Berlin aus am besten über die Autobahn A 13 nach Dresden, Abfahrt Staakow, zu erreichen. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Lübben. Von dort kann man in den Bus nach Schlepzig steigen.

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