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Florida: Hurrikan "Wilma" richtet schwere Zerstörungen an

Tosende Winde, Überflutungen, Stromausfälle: Mit verheerender Wucht hat Wirbelsturm "Wilma" am Montag den US-Bundesstaat Florida getroffen.

Miami/Washington - Etwa 2,5 Millionen Haushalte waren ohne Strom. Ersten Schätzungen zufolge richtete «Wilma» zwei Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) Schaden an, wie der Nachrichtensender CNN berichtete. In Coral Springs wurde ein Mann von einem umstürzenden Baum getötet. Bei seinem Zug über Teile Mexikos hatte der Hurrikan vermutlich bereits acht Menschen in den Tod gerissen. Deutsche Reiseunternehmen organisierten die ersten Rückholaktionen für Mexiko-Touristen. Noch in der Nacht zu Dienstag sollten die ersten Maschinen starten.

Viele Menschen erlebten den Sturm hautnah mit. 160 000 Menschen waren in Florida aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen, doch ein großer Teil ignorierte alle Warnungen der Behörden und Meteorologen. Viele Häuser wurden beschädigt, Brücken zerstört und Straßen überschwemmt. Etwa 15 000 Menschen suchten in den rund 70 Notunterkünften des Staates Schutz vor der Naturgewalt, wie das Rote Kreuz mitteilte. Das Kennedy-Weltraumzentrum in Cape Canaveral wurde geschlossen. US-Präsident George W. Bush erklärte Montag den gesamten Bundesstaat zum Katastrophengebiet, so dass schneller Bundeshilfe geleistet werden kann.

Etwa 3000 Touristen aus Deutschland befinden sich derzeit in Florida, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Hinzu kommen etwa 200 000 Deutsche, die im «Sunshine State» wohnen. Bislang war noch nicht abzusehen, wann die geschlossenen US-Flughäfen wieder geöffnet werden.

Im Zentrum von Miami gab es erheblichen Sachschaden. «Es sieht aus wie nach einer Explosion», zitierte der «Miami Herald» eine Anwohnerin. 80 Prozent der Fenster seien förmlich aus den Rahmen gesprengt worden.

Das vielerorts oberirdisch verlaufende Stromnetz wurde stark beschädigt. Nach Angaben der Energieunternehmen in Florida müssen sich die Menschen auf mindestens zwei Tage ohne Strom einrichten. Rund 5000 Mitarbeiter von Energieunternehmen aus anderen Bundesstaaten stünden bereit, um die Schäden am Stromnetz zu reparieren. Vorrang hätten Einrichtungen wie Krankenhäuser.

Nach seinem Zerstörungszug über Mexiko war der Hurrikan bei Cape Romano im Südwesten Floridas mit Hurrikanstärke 3 auf das Festland getroffen, um dann mit Stärke 2 langsam über die Halbinsel zu ziehen. Zuvor hatten bereits Ausläufer die Florida Keys, die vorgelagerte Inselgruppe, gestreift. Die einzige Zufahrtsstraße zum Festland musste gesperrt werden. Bürgermeister Morgan McPherson sprach von bis zum einem Meter hohen Wasser in den Straßen. «Ich bin schwer besorgt wegen Key West», sagte er.

Nach Angaben des Katastrophenschutzes richtete der Monsterhurrikan, der zunächst mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometer über Florida peitschte, im Ostteil der Halbinsel mehr Schäden an als nach dem Aufprall an der Westküste. Allein das Auge des Hurrikans hatte einen Durchmesser von rund 120 Kilometern. Der Sturm schwächte sich im Laufe des Montags auf etwa 170 Stundenkilometer ab.

"Wilma" überschwemmt Havanna

Zuvor hatte «Wilma» in der Nacht zum Montag Teile der kubanischen Hauptstadt Havanna überschwemmt. Das Wasser sei bis zu vier Straßenzüge weit in die Stadt eingedrungen, berichtete CNN. Betroffen war auch der Stadtteil Vedado, in dem sich die meisten Botschaften und Wohnsitze von Ausländern befinden. Bei einem Busunglück auf Kuba wurden nach Informationen des Auswärtigen Amts drei Deutsche schwer verletzt. Auch Kuba wurde seit Sonntag von dem Hurrikan «Wilma» heimgesucht. Insgesamt waren in Kuba über 620 000 Menschen - darunter zahlreiche Touristen - auf der Flucht vor den Unwettern.

Von der mexikanischen Halbinsel Yucatán sollten am Montagabend in einer Gemeinschaftsaktion der führenden deutschen Reiseveranstalter und der Fluggesellschaften LTU und Condor die ersten Urlauber den Heimflug nach Deutschland antreten. Das teilten die Unternehmen am Montag mit. Nach der Schließung des Flughafens Cancún sollten die Sonder-Rückflüge nun von Merida im Westen der Halbinsel starten. Insgesamt befanden sich rund 5000 deutsche Touristen in der Region.

In Mexiko wurde am Montag Kritik an mangelnden Hilfsmaßnahmen laut. «Wir haben alles verloren: Betten, Möbel, einfach alles», sagte ein Einheimischer in einem Fernsehbericht. Für die Touristen werde mehr getan als für die Bevölkerung vor Ort. (tso/dpa)

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