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Panorama: Florida: Lehrer erschossen: 14-Jähriger muss 28 Jahre hinter Gitter

Er war 13 Jahre alt, als er die Tat verübte. Das war im Mai vergangenen Jahres.

Er war 13 Jahre alt, als er die Tat verübte. Das war im Mai vergangenen Jahres. Nathaniel Brazill ging in die 7. Klasse der "Lake Worth Middle School" in West Palm Beach im US-Bundesstaat Florida. Es war der letzte Schultag. Viele Kinder tobten, weil sie sich auf die Ferien freuten. Nathaniel schmiss ein paar Wasserbomben. Daraufhin wurde er vom Rest des Unterrichts ausgeschlossen. Nathaniel war wütend. Er lief nach Hause und holte eine Pistole. Als er in die Schule zurückkehrte, traf er als einen der Ersten seinen Lieblingslehrer, den 35-jährigen Barry Grunow. Der blieb streng und verbot dem Jungen, in das Klassenzimmer zu gehen, um sich dort von zwei Schülerinnnen zu verabschieden. In eines der Mädchen war Nathaniel verliebt.

Wenige Minuten später fiel der Schuss. Barry Grunow wurde mitten zwischen die Augen getroffen. Er war sofort tot. Gestern wurde Nathaniel wegen Mordes zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt. Eine vorzeitige Begnadigung ist ausgeschlossen. Der Prozess hat Amerika bewegt und aufgerüttelt. Nathaniel ist bereits das zweite Kind, das in diesem Jahr in Florida wie ein Erwachsener bestraft wird. Im Januar war Lionel Tate wegen Mordes an einem siebenjährigen Mädchen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Lionel war zur Tatzeit zwölf. Seine Verteidiger sagten, er habe an dem Mädchen lediglich ein paar Wrestling-Griffe ausprobieren wollen. Die Tat sei ein Unfall gewesen. Das hat die Geschworenen nicht überzeugt. Wenn es um Mord geht, ist in Florida die Gleichbehandlung von Kindern und Erwachsenen möglich. Und lebenslänglich heißt hier buchstäblich: das ganze Leben lang.

Auch Nathaniel konnte sich im Nachhinein seine Tat nicht erklären. "Ich wünschte, das alles wäre nie geschehen", sagte er unter Tränen im Gerichtssaal. Der Schuss habe sich von alleine gelöst. Der Vertreter der Anklage indes stellte ihn als kaltblütigen Killer hin, vor dem die Gesellschaft geschützt werden müsse. Seine Verteidiger wiederum, unterstützt von einem Kinder-Psychologen, beschrieben Nathaniel als einen Jungen, der mit überwältigenden Problemen zu kämpfen hatte. Unter anderem musste er mit ansehen, wie seine Mutter von beiden Stiefvätern geschlagen wurde. An seinem 13. Geburstag diagnostizierten die Ärzte Brustkreb bei ihr. In der Schule war Nathaniel beliebt und erfolgreich.

Der Gouverneur von Florida ist Jeb Bush, der Bruder des amtierenden US-Präsidenten. Auf seine Initiative trat vor zwei Jahren das entsprechende Gesetz in Kraft. Vor kurzem allerdings hat Jeb Bush zu erkennen gegeben, dass er nicht länger glaubt, dass eine Verurteilung von Vebrechern wirklich sinnvoll ist, die zur Tatzeit jünger waren als 16 Jahre. Für Nathaniel kommt diese Einsicht zu spät.

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