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Fluchthilfe: 19-Jährige verhilft Gefangener zur Kofferflucht

Aus Mitleid hat eine 19-Jährige eine zwei Jahre jüngere Jugendliche in einem Koffer aus der Jugendarrestanstalt Neustadt geschmuggelt. Wo sich die 17-Jährige nun aufhält, ist ungewiss.

Aus Mitleid will eine 19-Jährige eine zwei Jahre jüngere Jugendliche in einem Koffer aus der Jugendarrestanstalt in Neustadt am Rübenberge geschmuggelt haben. Sie habe es getan, damit die 17-Jährige sich noch einmal mit ihrer Familie treffen könne, berichtete der Osnabrücker Staatsanwalt Manfred Manke über die Aussage der 19-Jährigen. Die Geflohene hätte im Anschluss an den Arrest eine zehnmonatige Jugendstrafe antreten sollen und habe keinen Ausgang bewilligt bekommen. Wo die 17-Jährige sich jetzt aufhalte, wisse die 19-Jährige nach eigenen Angaben nicht.

Die beiden jungen Frauen hatten sich im Arrest kennengelernt. "Bei der 19-Jährigen regte sich ein Mitleidsgefühl. Beide heckten dann die Idee mit dem Koffer aus", sagte Manke. Sie besorgten sich von einer dritten Arrestantin einen großen Koffer und präparierten ihn mit Luftlöchern. Die 17-Jährige zwängte sich hinein und ihre Komplizin wuchtete den gut einen Zentner schweren Koffer bei ihrer Entlassung sogar eine längere Treppe hinunter. "Sie hat keinen Argwohn erregt. Und weil sie ihre Entlassungspapiere hatte, konnte sie die Anstalt ganz normal verlassen." Außer Sichtweite krabbelte die 17-Jährige dann heraus, und die Wege der beiden Frauen trennten sich.

Die Helferin habe sich wohl keine großen Gedanken über die Folgen der Flucht gemacht, meinte Manke. "Sie hat sich nicht im Traum ausgemalt, welche Wellen das schlagen würde." Am Dienstag hatte sich die Arbeitslose über einen Rechtsanwalt bei der Polizei in ihrem Heimatort Lingen gemeldet. Die Staatsanwaltschaft strebt nun nach eigenen Angaben ein beschleunigtes Verfahren an, in dem sich die 19- Jährige wegen Gefangenenbefreiung verantworten muss.

Die Suche nach der 17-Jährigen geht indes weiter. Im Gegensatz zu ihrer Helferin, die wegen Ungehorsams und einer nicht erfüllten Arbeitsauflage wegen eines kleineren Betrugs im Arrest saß, hat die junge Frau schon etwas mehr auf dem Kerbholz. Manke konnte zwar nicht sagen, weshalb sie zu der zehnmonatigen Jugendstrafe verurteilt wurde, aber: "Sie ist wohl kein unbeschriebenes Blatt mehr." (mit dpa)

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