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Panorama: Flugsicherheit: Bewaffnete fliegen mit

Als Konsequenz aus den Terroranschlägen in den USA werden die Sicherheitsmaßnahmen im deutschen Flugverkehr drastisch verschärft. Innenminister Schily, Verkehrsminister Bodewig, die Lufthansa und die Flughafenbetreiber einigten sich am Wochenende auf ein Sofortprogramm.

Als Konsequenz aus den Terroranschlägen in den USA werden die Sicherheitsmaßnahmen im deutschen Flugverkehr drastisch verschärft. Innenminister Schily, Verkehrsminister Bodewig, die Lufthansa und die Flughafenbetreiber einigten sich am Wochenende auf ein Sofortprogramm. Reisende müssen sich auf längere Abfertigungszeiten einstellen. Auch höhere Sicherheitsgebühren sind wahrscheinlich. Damit das Fliegen rund um den Globus sicherer wird, will die Bundesregierung die neuen Standards weltweit durchsetzen.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotostrecke I: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Fotostrecke II: Reaktionen auf die Attentate Fotostrecke III: Rettungsarbeiten in New York Fotostrecke IV: Trauerkundgebung am Brandenburger Tor Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Bei Flügen, in denen die Sicherheit der Passagiere als gefährdet erscheint, sollen künftig bewaffnete Sicherheitskräfte mit an Bord sein. Dies wird jeweils von Fall zu Fall entschieden, wie Schily sagte. Eine generelle Ausstattung des Personals mit Waffen - bei der israelischen Fluggesellschaft El Al seit Jahren Praxis - ist nicht vorgesehen.

Die ohnehin in Deutschland schon strenge Gepäckkontrolle wird weiter intensiviert. Handgepäck soll stärker nach Gegenständen durchsucht werden, die als Waffen dienen könnten. Verkehrsminister Bodewig sprach von Handwerkszeug, Nagelscheren und Taschenmessern. Vor allem bei Flügen nach Nordamerika soll Handgepäck nicht nur mittels Röntgenapparaten, sondern auch per Hand untersucht werden.

Das Personal der Flughäfen und der Fluggesellschaften wird ab sofort stärker überprüft. Dabei sollen auch Dateien der Ermittlungsbehörden, Geheimdienste und anderer staatlicher Einrichtungen genutzt werden können. Gedacht wird zudem daran, ein Sicherheitsmechanismus einzuführen, so dass Flugzeugentführer nicht - wie jüngst in den USA - den Apparat (Transponder) abschalten können, der es den Kontrollzentren ermöglicht, den Weg der Maschine auf dem Radarschirm zu verfolgen. Die mit Messern bewaffneten Terroristen, die das World Trade Center in New York zum Einsturz brachten, hatten den Transponder abgestellt. Vorgesehen ist auch eine bessere Absicherung der Cockpits. Die Tür soll von den Piloten so fest verriegelt werden können, dass diese von Entführern vom Passagierraum aus nicht zu öffnen ist. Die Bundesregierung lehnte es ab, Details der Vereinbarung zu veröffentlichen. Damit beschäftigt sich eine bereits gebildete Arbeitsgruppe. Schily und Bodewig appellierten an die Reisenden, wesentlich früher zu den Flughäfen zu kommen und auf scharfe Gegenstände wie Scheren oder Taschenmesser im Handgepäck zu verzichten. Die Minister, Lufthansa-Chef Jürgen Weber und die Betreiber des Frankfurter Flughafens erklärten, die verschärften Bestimmungen nützten nichts, wenn sie nicht weltweiter Standard würden. Die deutsche Praxis, gar nicht erst abzuheben, wenn ein eingecheckter Passagier oder ein bereits untersuchtes Gepäckstück nicht an Bord der Maschine sind, sollte ebenfalls global Anwendung finden. Weber versprach, den Mehrkosten nicht auf die Ticketpreise an die Passagiere weiterzugeben. Es sei schon immer Politik der Airline gewesen, Ausgaben für die Sicherheit allein zu tragen. Dabei bleibe es.

Gestern hat sich der Transatlantik-Flugverkehr weiter normalisiert. So konnten erstmals mit Ausnahme einer Verbindung nach Houston wieder alle Lufthansa-Flüge in die Vereinigten Staaten starten. Wegen der verstärkten Sicherheitskontrollen kam es bei den USA-Flügen am Frankfurter Flughafen allerdings wieder zu Verspätungen, die bei einer Stunde und mehr lagen.In Berlin war der Lufthansa-Nonstopflug nach Washington ebenfalls verspätet. Die Fluggesellschaft hat alle Passagiere aufgefordert, spätestens zwei Stunden vor der regulären Abflugzeit am jeweiligen Airport zu erscheinen.

Vor den Schaltern der Fluggesellschaften in Frankfurt bildeten sich am Wochenende lange Schlangen. Die Lufthansa richtete für die USA-Fluggäste einen gesonderten Schaltersektor ein. Dort ließen die Menschen geduldig die Prozedur des Eincheckens und die Sicherheitsmaßnahmen über sich ergehen. Die Passagiere stellten sich laut Lufthansa auf die verschärften Sicherheitskontrolle ein und nahmen die Empfehlung an, sich spätestens zwei Stunden vor dem geplanten Abflug an den Schaltern einzufinden. In allen Klassen war die Mitnahme von nur einem Handgepäckstück erlaubt, welches zudem möglichst klein sein sollte.

Bei der Wiederaufnahme der Flüge wurde das Gepäck der Gäste zunächst vor dem Einchecken durchleuchtet. Danach wurde noch einmal jedes einzelne Gepäckstück von Hand geöffnet und durchsucht. Anschließend folgte die übliche Sicherheitskontrolle mit der Durchleuchtung des Handgepäcks. Schließlich wurde kurz vor dem Einsteigen in die Maschine nochmals jedes Handgepäckstück von Sicherheitskräften durchsucht.

Der Verkehrsleiter des Flughafens wies darauf hin, dass Messer, Scheren, Nagelfeilen und ähnliche Gegenstände nicht im Handgepäck mitgeführt werden dürfen.

Die Deutsche BA schließt ihre Check-in-Schalter jetzt bereits eine Stunde statt bisher 30 Minuten vor Abflug. Passagiere sollten sich wegen der verstärkten Kontrollen spätestens 90 Minuten vor dem Start am Flughafen einfinden, so das Unternehmen.

Rainer W. During

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