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Panorama: Flugthrombose: Sterben Tausende am Touristenklassensyndrom?

Bislang haben nur einige spektakuläre Fälle die Vermutung gestärkt, jetzt wird es immer mehr zur Gewissheit: Langstreckenflüge in der engen Touristenklasse sind ein tödliches Risiko. Nach einer Studie des Krankenhauses von Ashford nahe dem Londoner Hauptflughafen Heathrow stirbt dort jeden Monat mindestens ein Passagier kurz nach der Landung an einer Venenthrombose, die sich durch lange Bewegungslosigkeit und stark angewinkelte Beine entwickelte.

Bislang haben nur einige spektakuläre Fälle die Vermutung gestärkt, jetzt wird es immer mehr zur Gewissheit: Langstreckenflüge in der engen Touristenklasse sind ein tödliches Risiko. Nach einer Studie des Krankenhauses von Ashford nahe dem Londoner Hauptflughafen Heathrow stirbt dort jeden Monat mindestens ein Passagier kurz nach der Landung an einer Venenthrombose, die sich durch lange Bewegungslosigkeit und stark angewinkelte Beine entwickelte. Die Ärzte schätzen, dass jedes Jahr allein in Großbritannien bis zu 2500 Menschen Opfer dieses "Touristenklasse-Syndroms" werden.

Auch in der Klinik des Internationalen Flughafens in Tokio starben in den vergangenen acht Jahren 25 Patienten an der Bildung von Venenthromben im Zusammenhang mit mehrstündigen Flügen. Darüber berichtet heute "New Scientist". Japanische Wissenschaftler raten dazu, auf längeren Flügen viel Wasser zu trinken, da das Risiko einer tiefen Beinvenenthrombose durch den blutverdünnenden Effekt des Wassers reduziert werde. "Das größte Problem ist der Flüssigkeitsentzug, und er wird durch Alkoholgenuss noch verschlimmert", sagte Toshiro Makino, der Leiter des Flughafenhospitals in Tokio.

In der Notfallklinik von Ashford würden die Ärzte nur mit akuten lebensbedrohenden Fällen konfrontiert, sagt Chefarzt John Belstead. Es gebe jedoch eine große Zahl von Passagieren, die erst später mit leichteren Thrombose-Beschwerden ihren Hausarzt aufsuchten. Die in Ashford eingelieferten Notfälle sind also nur die Spitze des Eisbergs. Farrol Kahn, der Direktor des flugmedizinischen Instituts in Oxford, weist auf Studien hin, die die Vermutung zulassen, dass die Thromboseanfälligkeit auch bei kürzeren Flügen besteht. Vorsorglich sollten die Fluglinien verpflichtet werden, ihren Passagieren mehr Beinfreiheit zu geben.

"British Airways" reagierte erst einmal mit einem Merkblatt zum Flugticket, das Übungen empfiehlt, um die Blutzirkulation bei langem Sitzen anzuregen. Besonders gefährdet sind Passagiere von über- und unterdurchschnittlicher Körpergröße, Krebs- oder Herzkranke, Schwangere und Reisende mit hohem Körpergewicht. Angehörige von Passagieren, die an einer Thrombose nach einem Flug starben, haben bereits Schadensersatzklagen gegen Gesellschaften erhoben.

Hedrik Bebber

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