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Panorama: Flugzeugträger durch den Bosporus geschleppt

Die türkischen Behörden haben am Donnerstag den Bosporus, eine der belebtesten Wasserstraßen der Welt, gesperrt, um dem ukrainischen Flugzeugträger "Varyag" die Durchfahrt zu ermöglichen. Das halb fertige, über 300 Meter lange Schiff ohne Ruder und Antrieb wurde von einem Schwarm von Schleppern in Schritt-Geschwindigkeit durch das Nadelöhr bugsiert, das Europa und Asien voneinander trennt.

Die türkischen Behörden haben am Donnerstag den Bosporus, eine der belebtesten Wasserstraßen der Welt, gesperrt, um dem ukrainischen Flugzeugträger "Varyag" die Durchfahrt zu ermöglichen. Das halb fertige, über 300 Meter lange Schiff ohne Ruder und Antrieb wurde von einem Schwarm von Schleppern in Schritt-Geschwindigkeit durch das Nadelöhr bugsiert, das Europa und Asien voneinander trennt.

Lange hatte die Türkei mit der Genehmigung für die Durchfahrt des Kolosses gezögert, denn der Bosporus ist ein tückisches Gewässer: Plötzlich aufkommende Winde und starke Strömungen machen die Durchfahrt schon für Schiffe mit Motor zu einem delikaten Manöver. Mit etwa sechs Stundenkilometern bewegte sich die "Varyag" mehr als vier Stunden lang im Schlepptau ihrer vielen Begleitboote durch den teilweise nur 600 Meter breiten Bosporus. Der Konvoi der "Varyag" war mehr als einen halben Kilometer lang. Insgesamt waren 27 Begleitboote mit 250 Mann Besatzung an der Aktion beteiligt.

Ebenso ungewöhnlich wie die aufwendige Passage selbst ist der Grund, warum das Riesenschiff überhaupt durch den Bosporus geschleppt wurde. Mit dem Bau der "Varyag" wurde noch in sowjetischer Zeit begonnen, doch der Zerfall des Riesenreiches verhinderte die Fertigstellung. Erst 1998 fand sich ein Käufer: Eine kleine chinesische Firma, die den Flugzeugträger als Spielcasino vor der Küste der früheren portugiesischen Kolonie Macau verankern will. Immer wieder tauchten Gerüchte auf, in Wahrheit gehe es beim "Varyag"-Geschäft nicht um Poker und Roulette in exotischer Atmosphäre, sondern um das Interesse der chinesischen Marine an einem eigenen Flugzeugträger. Obwohl die chinesische Regierung solche Hintergedanken bestritt, setzte sie sich doch vehement dafür ein, der "Varyag" die Fahrt durch den Bosporus zu ermöglichen.

seib

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