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Jakarta

© dpa

Flut-Katastrophe: Kampf mit dem Wasser

Vor Indonesiens Jakarta ist ein Damm gebrochen. Viele Menschen am Situ Gintung, einem See im Südwesten der Hauptstadt, konnten nicht mehr auf Dächer klettern und starben. Die Katastrophe brach um zwei Uhr Nachts über die Menschen herein.

Dieses Mal war es ein Dammbruch. „Mir stand das Wasser bis zur Nase. Ich bin aufs Dach geklettert. Um mich herum riefen und kreischten die Nachbarn“, erzählt Gufron, ein 17-Jähriger, der sich retten konnte. Viele andere Menschen am Situ Gintung, einem See im Südwesten Jakartas, konnten nicht mehr auf Dächer klettern und starben. Der Damm, der sie schützen sollte, war um zwei Uhr nachts gebrochen, als alle schliefen.

Rasend schnell, so wie bei einer Tsunami-Welle, habe das Wasser die Nachbarschaft erfasst und 500 Häuser verschluckt, berichten Überlebende. Wer im Erdgeschoss wohnte, hatte kaum eine Chance. Die Wassermassen rissen Hütten und Autos mit sich, Telefonmasten und Bäume. Hütten hielten dem Druck nicht stand, bei den massiveren Häusern wurden Türen und Fenster eingedrückt und Wände umgerissen. Instabile Häuser sackten in sich zusammen. Andere füllten sich meterhoch mit Wasser, Matsch, Ästen und Trümmern.

„Es passierte alles so schnell. Viele Opfer hatten einfach keine Zeit“, sagt am Morgen danach Danag Susanto, ein Beamter des Gesundheitsministeriums. Leichen treiben umher, Kinder stehen auf Dächern und weinen. Helfer des Gesundheitsministeriums und des Roten Kreuzes kommen auf Schlauchbooten, sie retten Verletzte und bergen Leichen. 58 Tote – diese Zahl geben die Behörden am Freitagabend bekannt.

Das Wasser geht im Laufe des Tages langsam zurück, es verteilt sich. Die Retter suchen immer noch nach Opfern. Niemand weiß, wie viele Menschen noch tot gefunden werden.

Wieder hat eine Flutkatastrophe Indonesiens Hauptstadt Jakarta getroffen, wieder sind Dutzende von Menschen gestorben. Zuletzt standen vor zwei Jahren weite Teile der Zwölf-Millionen-Metropole unter Wasser. Damals waren Kanäle über die Ufer getreten. 85 Menschen kamen um, 400 000 wurden vorübergehend obdachlos.

Davor, im Jahr 2002, war es ähnlich gewesen: 60 Menschen starben. Jakarta kommt oft, zu oft einfach nicht mit den Unmengen Wasser zurecht, die in der Regenzeit bei unfassbar kräftigen Schauern vom Himmel stürzen. Weil praktisch das gesamte Stadtgebiet durch Straßen und Bauten zubetoniert ist, kann kaum Wasser versickern.

Die Kanalisation unter der Erde und die Kanäle darüber, Dämme und Schleusen – bei Wolkenbrüchen sind die Anlagen überfordert, die das Wasser bewältigen sollen. Ihre Kapazität reicht nicht aus, außerdem sind viele Anlagen sehr alt und marode.

Dazu kommt, dass eine Autostunde südlich von Jakarta, in den Bergen am Puncak-Pass, illegal viele Villen gebaut wurden. Die Reichen der Stadt verbringen dort gerne kühle Berg-Wochenenden. In Puncak sollte eigentlich viel Regenwasser versickern. Aber weil kräftig gebaut wurde, sucht sich das Wasser einen anderen Weg: Ein Teil fließt in Flüssen in Richtung Meer zur Hafenstadt Jakarta.

Dort laufen dann die Kanäle über. Der Damm am Situ-Gintung-See, dessen Bruch Ursache für die jüngste Katastrophe ist, war 1933 gebaut worden. Also zur niederländischen Kolonialzeit. Er soll seitdem mehrfach ausgebessert worden sein. Der Damm brach, nachdem der See durch heftigen Regen immer voller gelaufen war und so wohl immer mehr Druck entwickelt hatte.

Angeblich waren Anwohnern schon am Donnerstag Risse aufgefallen. „Ein Beamter rief die Leute in der Nachbarschaft dazu auf, ihre Häuser zu verlassen“, zitiert die Zeitung „Suara Merdeka“ einen Anwohner.

Andere Überlebende widersprechen: „Wir wussten von nichts“, sagten zwei Verletze einem Reporter des Fernsehsenders „Metro TV“.

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