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Zu viel Wasser, zu wenig Geld. Die deutsche Regierung hat ihre Nothilfe um fünf Millionen aufgestockt.

© AFP

Flutkatastrophe: Eine Bitte an die Welt

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ruft zu Spenden für Pakistan auf. Im Nordwesten des Landes tritt der erste Cholera-Fall auf.

Islamabad - UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat bei seinem Besuch in Pakistan eine schnellere Hilfe der internationalen Gemeinschaft für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe angemahnt. Die Welt stehe geschlossen hinter Pakistan, sagte er am Sonntag. Pakistans Regierungschef Yousuf Raza Gilani zeichnete ein dramatisches Bild von der Lage in der Region, unter der nach seinen Angaben 20 Millionen Menschen leiden.

Die Vereinten Nationen hatten vor wenigen Tagen dazu aufgerufen, rund 460 Millionen Dollar an dringend benötigter Soforthilfe bereitzustellen. „Ich bin hier, um die internationale Gemeinschaft aufzufordern, ihre Unterstützung für die pakistanische Bevölkerung zu beschleunigen“, sagte Ban nach seiner Ankunft auf dem pakistanischen Stützpunkt Chaklala. Er wolle in dieser Woche die UN-Vollversammlung über die Lage vor Ort informieren. Zusammen mit Präsident Asif Ali Zardari überflog Ban zerstörte Gebiete in der Provinz Punjab und traf in Muzaffargarh Überlebende.

Auch Regierungschef Gilani bat die Weltgemeinschaft eindringlich um Hilfe. Er rief das Ausland am Samstag in einer Fernsehansprache auf, Pakistan „eine helfende Hand zu reichen“. Die Wassermassen hätten Lebensmittelvorräte und Getreide auf den Feldern zunichte gemacht. Für die nationale Wirtschaft bedeute dies einen „kolossalen Verlust“.

Die Bundesregierung stockte noch am Wochenende ihre humanitäre Nothilfe für die Opfer der Flutkatastrophe von zehn auf 15 Millionen Euro auf. „Es wäre auch dringend notwendig, dass die private Spendenbereitschaft stärker wird, denn gerade die sofortige Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft ist das beste Mittel, um Islamisten und Taliban den Nährboden zu entziehen“, sagte Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) dem ZDF.

Die Spendenbereitschaft könnte allerdings durch einen mutmaßlichen Skandal um veruntreute Hilfsgelder leiden. Die britische Zeitung „Daily Telegraph“ berichtete am Samstag unter Berufung auf „ranghohe Vertreter“, dass nach dem schweren Erdbeben vor fünf Jahren in Pakistan umgerechnet 367 Millionen Euro an Hilfsgeldern veruntreut worden seien. Die Finanzmittel seien bis heute nicht in die Kassen der für den Wiederaufbau betrauten Behörde Erra geflossen.

Nach Behördenangaben ist ein Viertel der Fläche von Pakistan, vom unruhigen Nordwesten bis zum landwirtschaftlich wichtigen Südwesten, von den Überschwemmungen betroffen. Durch neue Fluten wurden in der Nacht zum Sonntag hunderte Dörfer in der südwestlichen Provinz Belutschistan verwüstet; zehntausende Menschen mussten fliehen.

Laut UN sind 14 Millionen Menschen betroffen; 1600 Menschen kamen bisher ums Leben. Die Vereinten Nationen bestätigten inzwischen einen Fall von Cholera im nordwestpakistanischen Swat-Tal. Mindestens 36 000 Menschen leiden demnach an Durchfallerkrankungen, die ein Symptom für Cholera sein können. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF impfte bereits 13 000 Kinder und Frauen gegen Masern und Tetanus. Im Nordwesten des Landes starben erstmals fünf Kinder an Unterernährung, weil Hilfskonvois nicht zu ihnen vordringen konnten.

Aus Rücksicht auf die Opfer der Flutkatastrophe verzichtete die Staatsspitze auf die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag am Samstag. Zardari erklärte in seiner Botschaft zum Jahrestag der Unabhängigkeit, die Regierung werde alles in ihrer Macht stehende tun, um die Leiden der Überlebenden zu lindern. AFP/dpa

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