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Oakville

© dpa

Flutkatastrophe: Sandsäcke füllen statt Strafe absitzen

Im US-Bundesstaat Missouri helfen Gefangene beim Kampf gegen die Flut – immer mehr Deiche brechen.

In Canton, Missouri, ist jede helfende Hand willkommen. Auch die jener Menschen, die sich die Gesellschaft sonst vom Leib hält. In weißen T-Shirts mit schwarzen Großbuchstaben „WR“ – Working Release: Freigang zum Arbeitseinsatz – helfen Insassen des Frauengefängnisses Vandalia beim Füllen der Sandsäcke. Ihre Moral scheint besser als die der freien Bürger, die eine Überflutung von Hab und Gut fürchten. Auf die Zweifel einer verschwitzten Anwohnerin, ob der Kampf überhaupt noch Sinn habe, antwortet Sandra Miller, die seit 13 Jahren hinter Gittern sitzt: „Aber natürlich. Diese Arbeit ist gut für uns alle. Sie hilft.“

Über die Gründe ihrer Strafe flüstert die 48-Jährige einem Reporter der „New York Times“ nur vieldeutig zu, sie sei „zur falschen Zeit am falschen Ort“ gewesen. Jetzt schaufelt sie am rechten Ort zur richtigen Zeit, um mit Rentnern, Kindern und Frauen in Mennonitentracht die 2500-Seelen-Gemeinde zu retten.

Am Donnerstag näherte sich das Hochwasser der ersten Millionenstadt, St. Louis. Präsident George W. Bush begann seinen Besuch des Katastrophengebiets weiter nördlich: in Cedar Rapids, Iowa, wo vor einer Woche 25 000 Menschen flüchten mussten. Dort ist das Hochwasser abgeflossen, es treten die Schäden an Häusern und Feldern zu Tage. Die Ernteverluste in diesem Farmstaat werden auf drei Milliarden Dollar geschätzt. Kaum jemand ist versichert.

Am Mississippi sind mittlerweile mehr als 20 Dämme gebrochen oder überflutet worden. Bislang starben durch die Überschwemmungen mindestens 24 Menschen. In Iowa stand das Hochwasser mehr als zehn Meter über Normalpegel, in Missouri sind es jetzt neun Meter. Entspannt sich die Lage also? Vorerst machen sich die nächsten Gemeinden flussabwärts ans Füllen der Sandsäcke. In Canton haben sie 850 000 verbaut.

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