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Flut Bangladesh

© AFP

Flutkatastrophe: Südasien vom Regen umgeben

In Südasien spitzt sich die Lage nach heftigen Niederschlägen zu. Millionen Menschen sind obdachlos. Nur wenige Gebiete können mit Hilfslieferungen versorgt werden.

Verzweifelt warten Menschen auf Dächern, Bäumen oder Anhöhen auf Hilfe, riesige Landstriche sind überflutet. Hunger macht sich breit. Nach den ungewöhnlich schweren Monsunfluten ist die Lage in den Krisengebieten Südasiens dramatisch. Laut Hilfsorganisationen mussten 20 Millionen Menschen in Nordindien, Bangladesch und Nepal ihre Häuser verlassen oder sind gestrandet – darunter mindestens drei Millionen Kinder. Hunderte Menschen – die Zahlen reichen von 200 bis 1400 – kamen in den Fluten um.

Helfer und Freiwillige arbeiten rund um die Uhr, um die Flutopfer mit Wasser, Nahrung und Medikamenten zu versorgen. Viele Regionen sind aber abgeschnitten. Die Regenfälle haben mindestens 60 Brücken und viele Straßen weggerissen. In Uttar Pradesh warfen Hubschrauber Essenspakete über 2200 eingeschlossenen Dörfern ab. Die Armee evakuierte 500 Dörfer. In Bangladesch bemühen sich tausende Soldaten und Freiwillige, Hilfe zu den Flutopfern zu bringen. Doch es fehlt an Booten. In vielen Dörfern leiden die Menschen an Hunger. „Wir haben seit Tagen nichts zu Essen, aber niemand scheint uns zur Hilfe zu kommen“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters die Inderin Majeda Begum, die mit ihrer fünfjährigen Enkeltochter auf dem Dach ihres Hauses ausharrt. Im indischen Bundesstaat Bihar kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und erbosten Flutopfern. Ein Dorfbewohner wurde erschossen. Viele Menschen haben Durchfall oder Fieber, weil sie verseuchtes Wasser trinken mussten. Die Hospitäler in den Krisengebieten sind überfüllt, aber es mangelt an ausreichend Medikamenten. Hunderttausend Menschen kamen in staatlichen Notunterkünften unter.

Hilfsorganisationen starteten Spendenaufrufe und Rettungsaktionen. Das UN- Kinderhilfswerk Unicef sprach von den „schlimmsten Überschwemmungen seit Menschengedenken“. Allein in den indischen Bundesstaaten Uttar Pradesh, Bihar und Assam sollen 14 Millionen Menschen betroffen sein und in Bangladesch sieben Millionen. Die Regengüsse haben vielerorts die Ernten vernichtet.

Hunderttausende haben ihre Häuser und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. „Die Fluten haben uns alles genommen. Die Reispflanzen auf dem Feld, zwei Kühe und mein Haus. Alles ist weg. Ich weiß nicht, wie wir überleben sollen”, erzählte der 40-jährige Bauer Rahmat Sheikh aus Bangladesch der Agentur AP. Mit 2000 anderen sind er und seine Familie aus ihrem überschwemmten Dorf geflohen und warten nun auf einer Anhöhe, dass das Wasser zurückgeht. Die Krisenregionen waren mehr als zwei Wochen von ungewöhnlich schwerem Monsunregen heimgesucht worden. Einige Flusspegel stiegen um neun oder zehn Meter an und traten massiv über die Ufer. Zwar sinken die Wasserstände in einigen Gebieten allmählich, aber die Wetterämter befürchten weitere schwere Güsse in den nächsten Tagen. Der Monsun in Südasien, der entscheidend für die Landwirtschaft ist, dauert von Juni bis September und fordert immer wieder Menschenleben.

Christine Möllhoff[Neu-Delhi]

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