zum Hauptinhalt

Forschung: Ein Name für Element 111

Zwölf Jahre sind mittlerweile seit der Entdeckung des Elements 111 vergangen. Nun wird das schwerste bislang bekannte Element offiziell auf den Namen Roentgenium getauft.

Darmstadt - Zunächst wollte niemand so recht an die Existenz des neuen Elements glauben. Dann gab es ein langes Hin und Her um die Namensgebung. Weitere zwei Jahre vergingen mit den Vorbereitungen der Feierlichkeiten. Wie schon der Arbeitsname verrät, gehört das Element 111 zu den "ganz schweren Jungs" im Ordnungssystem der Chemiker. Genauer gesagt, ist das künftige Roentgenium sogar das schwerste bislang bekannte Element auf der Erde. 111 - das steht für die Anzahl der Protonen im Atomkern. Dazu gesellen sich 161 Neutronen zu dem massereichsten bislang bekannten Atomkern. Zum Vergleich: Das schwerste natürliche Element auf Erden - Uran - bringt etwa 25 Prozent weniger Gewicht auf die Waage.

Ist das Roentgenium also unnatürlich? Jein. Es kommt nur heute auf der Erde nicht mehr vor. "Das Element gibt es nur im Weltall und wird bei Sternenexplosionen erzeugt", sagt Ingo Peter von der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt. Auf der Erde ist das Element 111 hingegen nur künstlich zu erzeugen. Dazu fühlt sich die GSI berufen. Sie hat die geeigneten Gerätschaften, um eine Sternenexplosion zu simulieren.

Mit Nickel auf Wismut schießen

Dazu braucht es eine Wismut-Folie, Nickel-Ionen, einen Apparat, mit dem die Ionen auf 30.000 Kilometer pro Sekunde beschleunigt werden können - und jede Menge Geduld. "Wenn sie mehrere Milliarden Mal pro Sekunde ein Nickel-Ion auf eine Wismut-Folie schießen, können sie alle paar Tage ein einziges Roentgeniumatom erzeugen", erläutert Peter. Dieses ist allerdings äußerst instabil und zerfällt bereits nach sechs Millisekunden.

Roentgenium entsteht durch die äußerst seltene Verschmelzung der Atomkerne von Wismut und Nickel. Wismut hat die Ordnungszahl 83, also 83 Protonen, 28 Protonen steuert Nickel bei. 83 plus 28 gleich Element 111. Auf ähnliche Weise haben die GSI-Forscher schon die Elemente 107 bis 110 erzeugt und später auch getauft. Die schwergewichtige Familie der in Darmstadt erzeugten Elemente heißt Bohrium (Niels Bohr), Hassium (Hessen), Meitnerium (Lise Meitner) und Darmstadtium. Das GSI sieht dies als "pure Grundlagenforschung. Es ist zunächst mal Neugier - wie viel Elemente die Natur vorgesehen hat", sagt Peter. Später könne es vielleicht mal Anwendungen für die künstlich erzeugten Elemente geben.

"Beethovium"

Zunächst aber musste für das Element 111 ein Name gefunden werden, nachdem der Internationale Chemikerverband die Existenz des Elements schließlich anerkannt und die GSI um einen Vorschlag zur Namensgebung gebeten hatte. Bei der Suche kam der GSI eine bereits bekannte Eigenschaft des Elements 111 zu Hilfe: Es sendet Röntgenstrahlen aus. Daher benannten die Darmstädter Wissenschaftler das Element nach Wilhelm Conrad Röntgen, der die ebenfalls nach ihm benannten Röntgenstrahlen 1895 entdeckt hatte.

Welche anderen Namen den Erzeugern noch im Kopf herumschwirrten, wollen die Forscher nicht preisgeben. Eine Bürgerin habe für das Element aber den Namen "Beethovium" vorgeschlagen, um damit die Klaviersonate Opus 111 des genialen Komponisten zu würdigen, wird noch verraten. Zur Taufe am Freitag wird Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) erwartet. Sie wird dem Roentgenium in einem symbolischen Akt seinen Platz im Periodensystem zuweisen. (tso/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false