zum Hauptinhalt

Panorama: Frankfurter Prostituierten-Vereinigung fordert spezielle Arbeitserlaubnis für Ausländerinnen

Nicht nur der Mainmetropole drohen bald Verkehrsprobleme der ganz besonderen Art. Denn das von einem Urteil des Frankfurter Landgerichts ausgelöste behördliche Vorgehen gegen ausländische Prostituierte ohne gültige Aufenthaltserlaubnis kann in der Konsequenz zur Entleerung der Bordelle sämtlicher deutscher Großstädte führen.

Nicht nur der Mainmetropole drohen bald Verkehrsprobleme der ganz besonderen Art. Denn das von einem Urteil des Frankfurter Landgerichts ausgelöste behördliche Vorgehen gegen ausländische Prostituierte ohne gültige Aufenthaltserlaubnis kann in der Konsequenz zur Entleerung der Bordelle sämtlicher deutscher Großstädte führen. In Frankfurt am Main arbeiten etwa 1000 Prostituierte. Hier besteht das Personal bis zu 90 Prozent aus Frauen, die aus Lateinamerika, Thailand oder Afrika gekommen sind, um sich ihr Geld mit der Prostitution zu verdienen.

Der Frankfurter Verein "Dona Carmen", der sich "für soziale und politische Rechte von Prostituierten" einsetzt, hat nun "zehn gute Gründe" für die rasche Einführung einer "Green Card für ausländische Prostituierte aus Nicht-EU-Staaten" vorgelegt. Damit, sagt Vereins-Mitarbeiterin Juanita Henning, soll die Möglichkeit eröffnet werden, auf die "Politik der Razzien und Abschiebungen endlich zu verzichten". Der ungewöhnliche Vorschlag zielt auch auf die "längst überfällige Anerkennung von Prostitution als Beruf und als sozialversicherungspflichtige Beschäftigung".

Dem Verein zufolge laufen die üblichen Gegenargumente zur aktuell heftig diskutierten Green-Card-Regelung im besonderen Fall gleich mehrfach ins Leere: Denn anderen Ländern würden mit den Frauen "keine Eliten abgekauft und diese damit um ihre wirtschaftlichen Zukunftsperspektiven gebracht". Auch die in anderem Zusammenhang geäußerte Befürchtung, "hiesige Unternehmen würden damit ihren Verpflichtungen zur Aus- und Weiterbildung nicht nachkommen, ist im Fall der Prostitution schon deshalb unbegründet, weil eine solche sinnvolle Aus- bzw. Weiterbildung niemals stattfand und rechtlicher Diskriminierung ausgesetzt wäre".

Der Befürchtung, die sehr preisgünstig arbeitenden Sex-Migrantinnen raubten ihren deutschen Kolleginnen die Kundschaft, setzt "Dona Carmen" das Argument entgegen, einheimische Kräfte arbeiteten in der Regel in der höher honorierten Wohnungsprostitution, während Frauen aus Nicht-EU-Staaten vorwiegend in der Bordellprostitution tätig seien. Auch nur annähernd genug deutsche oder aus EU-Staaten stammende Sex-Arbeiterinnen, die die derzeit massenhaft frei werdenden Zimmer in den Eros-Centern einnehmen könnten, sind ohnehin nach Meinung aller Kenner des Rotlichtmilieus nicht in Sicht.

Der Verein plädiert in seiner jüngsten Stellungnahme dafür, die Green Card für ausländische Prostituierte auf "maximal fünf Jahre" zu befristen. Ohnehin würden die Frauen fast immer ihren Lebensmittelpunkt im Ausland behalten und ihre Tätigkeit als "Pendler" ausüben. Nicht nur die Betroffenen könnten Vorteile von der Neuregelung haben, sondern auch Kommunen, Justiz und Ordnungsbehörden. Eines steht für "Dona Carmen" fest: "Für jede ausgewiesene Prostitutionsmigrantin kommt eine neue nach, da die gesellschaftliche Nachfrage existiert und sich nicht mit polizeilichen Mitteln aus der Welt schaffen lässt".

Wolfgang Hübner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false