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Bilder des argentinischen Fernsehens von der Helikopter-Kollision bei Dreharbeiten zur Realityshow "Dropped".

© AFP

Update

Frankreich trauert um Spitzensportler: Argentinien: Video zeigt Helikopter-Unfall bei Dreharbeiten

In der Reality-Show geht es ums Überleben in der Wildnis. Doch die Dreharbeiten im Norden Argentiniens nehmen ein tragisches Ende. Unter den Opfern sind mehrere ehemalige Spitzensportler Frankreichs. Ein Video dokumentiert den Helikopter-Unfall.

Beim Zusammenstoß zweier Hubschrauber während der Dreharbeiten zu einer Reality-Show für das französische Fernsehen sind in Argentinien zehn Menschen ums Leben gekommen. Acht von ihnen waren Franzosen, wie örtliche Behörden am Montag (Ortszeit) mitteilten. Zu den Opfern zählen einstige Spitzensportler wie die Schwimm-Olympiasiegerin Camille Muffat, der ehemalige Boxer Alexis Vastine und die Seglerin Florence Arthaud. Auch die beiden argentinischen Piloten starben. Die Ursache des Unglücks war zunächst unklar. Frankreichs Präsident François Hollande und Premierminister Manuel Valls zeigten sich erschüttert. Auch in der Sportwelt war das Entsetzen groß.

Das Unglück ereignete sich nach Medienberichten nahe der Ortschaft Villa Castelli in der Provinz La Rioja, rund 1100 Kilometer nordwestlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Zum Zeitpunkt der Kollision habe gutes Wetter geherrscht. Die beiden Helikopter seien rund 400 Meter vom Startpunkt entfernt zusammengeprallt und brennend abgestürzt. Sie seien von örtlichen Stellen zur Verfügung gestellt worden, hieß es weiter. Die Bundespolizei habe Ermittlungen eingeleitet, eine Expertengruppe der Luftfahrtbehörde sei auf dem Weg in die bergige Region.

Ermittlungen wegen Fahrlässiger Tötung aufgenommen

Auch in Frankreich wurden Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise meldete. Möglicherweise hätten sich beide Maschinen in der Luft gestreift, teilte die Regionalregierung von La Rioja mit. Die Teams seien zu Dreharbeiten für die Reality-Show „Dropped“ des französischen Senders TF1 in der Schlucht Quebrada del Yeso unterwegs gewesen. Bei der Überlebenssendung werden die Teilnehmer in einsamen Landschaften ausgesetzt und mehrere Tage sich selbst überlassen.

Unter den Teilnehmern von „Dropped“ war diesmal auch der ehemalige Stürmer der französischen Nationalelf, Sylvain Wiltord, gewesen. Er war aber zuvor schon ausgeschieden und nach Frankreich zurückgekehrt. „Es ist grauenvoll, es wird schwierig sein, die Leichen zu bergen.

Die beiden Hubschrauber sind ausgebrannt“, sagte Bürgermeister Andrés Navarrete dem örtlichen Radiosender La Red. Das Team habe bereits zweimal in der Gegend gedreht, am Montag sollte der dritte Dreh beginnen. Die Region sei durch die Rallye Dakar international bekannt geworden. „Es gab eine große Explosion und dann war alles in Flammen gehüllt“, zitierte die örtliche Zeitung „Nueva Rioja“ eine Radioreporterin, die Augenzeugin des Absturzes wurde.

Verschiedene Medien haben Videoaufnahmen des Unglücks veröffentlicht. Zu sehen ist etwa im Internetauftritt der argentinischen Zeitung „El Sol“, wie die beiden Helikopter zuerst nebeneinanderher fliegen, sich dann nähern und zusammenstoßen. Die Helikopter waren erst wenige Minuten vor dem Unglück bei gutem Wetter in der Provinz La Rioja gestartet. In der Region sind jedoch plötzliche Windstöße üblich.

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„Ganz Frankreich trauert heute Morgen.“

In einer vom Élysée-Palast am Dienstag herausgegebenen Erklärung von Frankreichs Präsident Hollande hieß es, der plötzliche Tod sei ungeheuer traurig. Der Staatschef sicherte den Angehörigen der Opfer seine Unterstützung zu. Premierminister Valls schrieb über den Kurznachrichtendienst Twitter: „Ganz Frankreich trauert heute Morgen.“ Wie bei „Dropped“ oder ähnlichen Formaten müssen Kandidaten in Teams oder allein gegeneinander kämpfen oder Orientierung finden.

Der Programmleiter der norwegischen Version von „Dropped“, Dag Otto Lauritzen, teilte dem Fernsehsender NRK mit: „Das ist tief tragisch, und ich habe einen Schock bekommen, als die Nachricht kam.“ Als die Norweger eine Folge in La Rioja aufgezeichnet hätten, habe er die Sicherheit als gut erlebt. „Bei unserer Produktion hatten wir zwei Sicherheitsexperten dabei, die vorher an allen Aufnahmeorten eine gründliche Arbeit geleistet hatten, und die auch die ganze Zeit bei den Aufzeichnungen dabei waren.“

Drei der Opfer der Katastrophe in Argentinien: Die Seglerin Florence Arthaud (l), Schwimm-Olympiasiegerin Camille Muffat (m) und der ehemalige Boxer Alexis Vastine (r).
Drei der Opfer der Katastrophe in Argentinien: Die Seglerin Florence Arthaud (l), Schwimm-Olympiasiegerin Camille Muffat (m) und der ehemalige Boxer Alexis Vastine (r).

© AFP

Auch der internationale Sport trauerte um die Opfer:. „Das sind niederschmetternde Neuigkeiten, ein Leben wurde viel zu früh genommen“, twitterte die amerikanische Lagen-Olympiasiegerin Jessica Hardy. Ihre Teamkollegin, die viermalige Olympiasiegerin Janet Evans, würdigte Muffat (25) als „unglaubliche Athletin und Inspiration für uns alle“.

Sportwelt trauert um Spitzensportler

CAMILLE MUFFAT (25): Erst im vergangenen Jahr hatte Muffat kurz vor der EM in Berlin überraschend ihre Leistungssport-Karriere beendet, um ein Leben abseits des harten Trainings beginnen zu können. 2012 hatte sie in London Olympia-Gold über 400 Meter Freistil, Silber über die 200 Meter Freistil sowie Bronze mit der französischen Freistil-Staffel über 4 x 200 Meter gewonnen. Drei Medaillen bei Olympia zu gewinnen, war zuvor nur zwei anderen französischen Schwimmern gelungen. Bei Weltmeisterschaften hatte Muffat, die in Nizza geboren wurde und aufwuchs, vier Silbermedaillen gewonnen.

Die Schwimmerin Camille Muffat gehört zu den Opfern der Hubschrauber-Katastrophe in Argentinien. Bei den Spielen 2012 in London hatte sie Olympia-Gold über 400 Meter Freistil geschwommen.
Die Schwimmerin Camille Muffat gehört zu den Opfern der Hubschrauber-Katastrophe in Argentinien. Bei den Spielen 2012 in London hatte sie Olympia-Gold über 400 Meter Freistil geschwommen.

© dpa

ALEXIS VASTINE (28): Olympische Spiele brachten dem französischen Boxmeister im Halbweltergewicht kein Glück. In Peking 2008 musste er mit Bronze zufrieden sein, nachdem er im Halbfinale sehr umstritten an Felix Diaz aus der Dominikanischen Republik gescheitert war. Eine fragwürdige Verwarnung wegen Haltens hatte den Ausschlag gegeben. Die Bilder seiner bitteren Tränen der Verzweiflung im Ring gingen um die Welt. Vier Jahre später lief es nicht viel besser. In London verlor Vastine im Viertelfinale gegen den amtierenden Weltmeister Taras Schelestjuk dank eines Hilfspunktes für den Ukrainer. Die drei Punktrichter hatten zuvor ein 18:18 errechnet. Der 28 Jahre alte Vastine hatte sich für Rio 2016 die Goldmedaille vorgenommen.

FLORENCE ARTHAUD (57) war in Frankreich eine Segel-Ikone. Ihr größter Triumph gelang ihr 1990, als sie als erste Frau die gefährliche Regatta Route du Rhum gewann. Das Trans-Atlantik-Rennen wird allein gesegelt. Ihr Erfolg mit der Yacht Pierre 1 machte die Pariserin zum Star, sie wurde zu Frankreichs Sportlerin des Jahres gewählt. Schon bei ihrer ersten Teilnahme an dem harten Rennen hatte sie mit einem elften Platz auf sich aufmerksam gemacht. 1986 ließ die Tochter des Verlegers Jacques Arthaud bei der Route du Rhum aufhorchen, als sie ihre eigenen Ambitionen beiseite ließ und einem Kollegen in Not half.
Sie trug den Spitznamen „Verlobte des Atlantiks“. (dpa)

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