zum Hauptinhalt

Panorama: Franz Beckenbauer: Wenn der letzte Damm bricht

Nach Roberto Blanco (60) hat sich jetzt in schneller Folge mit Franz Beckenbauer (55) der zweite Prominenten-Vater geoutet: "Ja, es stimmt, ich stehe dazu." Nach der Weihnachtsfeier 1999 des FC Bayern München soll Beckenbauer nicht alleine, sondern mit einer Sekretärin des Vereins (Abteilung Fan-Artikel) nach Hause gegangen sein.

Nach Roberto Blanco (60) hat sich jetzt in schneller Folge mit Franz Beckenbauer (55) der zweite Prominenten-Vater geoutet: "Ja, es stimmt, ich stehe dazu." Nach der Weihnachtsfeier 1999 des FC Bayern München soll Beckenbauer nicht alleine, sondern mit einer Sekretärin des Vereins (Abteilung Fan-Artikel) nach Hause gegangen sein. Am 17. August dieses Jahres wurde das Kind - es heißt Johann - geboren.

Jetzt, nachdem die Vaterschaft öffentlich wurde, ist die Überraschung groß. Viele hatten es längst gewußt. Doch wie konnte die Geschichte von Beckenbauers unehelichem Kind, die niemanden etwas angeht, ein so großes Thema in den Medien werden?

In München, der Klatsch-Hauptstadt der Republik, bleiben Seitensprünge nicht geheim. Hier sind sie der Stoff, aus dem die Schlagzeilen sind. Roberte Blanco wurde von einem neugierigen Nachbarn beobachtet. Und beim FC Bayern bleibt sowieso nichts geheim.

Auf der Pressetribühne des Olympia-Stadions geht es manchmal auch um Fußball. Aber in den letzten Wochen galt das Interesse der Journalisten mehr der Frage, ob es Neuigkeiten zu Beckenbauers jüngstem Sohn gibt. In den Redaktionen war das Thema jedoch nur ein Heiterkeitserfolg. Geschrieben wurde darüber nichts, solange Franz nichts dazu sagen wollte - und solange die Mutter dazu schwieg.

Ein Sportjournalist des "Mannheimer Morgen", ein Blatt, das ansonsten nicht gerade für investigativen Journalismus und schon gar nicht für Klatschrubriken bekannt ist, muss zumindest mit einem Ohr die fröhlichen Münchner Kollegen belauscht haben, die während des Freundschaftsspiels Deutschland gegen Dänemark wieder einmal über die Nachwuchssorgen des guten, alten Franz diskutierten.

Als Mannheimer fühlte er sich dem Münchner Schweigekartell nicht verpflichtet und plauderte in der Sonnabendausgabe seiner Zeitung munter darauf los. Von der Begegnung einer "Lichtgestalt" mit einer "Sekretärin" war die Rede und von "Empfängnis". Neun Monate später sei "ein kleiner Kaiser" geboren worden. Mit dieser Glosse war die Geschichte geboren, denn der "Mannheimer Morgen" hatte mehreren Redaktionen den Text zugefaxt.

Noch hielten die Dämme. Die "Bild"-Zeitung, als Heimatblatt von "Bild"-Autor Franz Beckenbauer am nächsten dran, stimmte sich sogleich mit Beckenbauers Berater Robert Schwan ab und entschied: Wir schreiben nichts, solange andere nichts schreiben. Ansonsten tat Schwan, was man von ihm erwartete: "Die Geschichte stimmt nicht", sagte er noch am Sonntag, sie sei "ein Märchen". Erst als die Münchner "Abendzeitung" in der Montagsausgabe die Steilvorlage aus Mannheim abpaßte und richtung Tor flankte ("Beckenbauer: Uneheliches Baby?") war die Verteidigungslinie von Berater Schwan durchbrochen.

Die Lawine rollte. Beckenbauer hatte nur noch die Chance, schnell zu reagieren oder Gefahr zu laufen, täglich mit neuen "Gerüchten" konfrontiert zu werden.

Dass nicht eine Boulevard-Zeitung sondern der unter "seriös" abgelegte "Mannheimer Morgen" eine Bettgeschichte der Prominenz öffentlich machte, ist neu im medialen Rollenspiel. Entweder ist das ein Beweis dafür, wie ganzheitlich Politiker, Fußballstars, Schauspieler inzwischen wahrgenommen werden.

Oder dafür, wie mächtig das Bedürfnis vieler Leser selbst die anständigsten Redakteure in die Knie zwingt. Aber noch eigentlicher gebührt der Enthüllungs-Lorbeer der "Süddeutschen Zeitung", die bis zum gestrigen Tag mit keinem Wort die Baby-Affäre des FC-Bayern-Präsidenten erwähnte.

Allerdings wunderten sich manche Leser darüber, warum der Karikaturist der "Süddeutschen Zeitung", Dieter Hanitzsch, in letzter Zeit, immer wenn er Beckenbauer zeichnete, einen kleinen Baby-Schnuller oder eine Kinder-Rassel im Bild versteckte. "Manche riefen mich an und fragten, was das soll", sagt Hanitzsch. Jetzt endlich wissen sie es.

Zur Startseite