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Vor dem Vatikan blüht der Kirschbaum. Von hier aus flog Papst Franziskus nach Castel Gandolfo, um seinen Amtsvorgänger zu besuchen.

© dpa

Franziskus besucht Benedikt in Castel Gandolfo: Papst trifft Papst

Päpstliches Gipfeltreffen: Der emeritierte Benedikt empfängt seinen Nachfolger Franziskus - zum Meinungsaustausch und zu einem Essen. Beide kennen sich schon lange. Bald wird auch Benedikt wieder im Vatikan leben.

Schon wieder fliegt ein Papst mit dem Hubschrauber davon; diesmal ist aber auch der Rückflug gebucht: Heute, gut drei Wochen nach dem Abschied Benedikts XVI. aus Rom, besucht Franziskus seinen Amtsvorgänger zu Gespräch und Mittagessen. Joseph Ratzinger hatte seinen argentinischen Nachfolger am Landeplatz von Castel Gandolfo erwartet. Der am 28. Februar zurückgetretene Benedikt wohnt in der Residenz der Päpste bis zu seinem späteren Umzug in ein Kloster im Vatikan. Auf der Piazza über dem Albaner See kamen Applaus und Rufe nach Franziskus und Benedikt auf, als der neue Papst dort eintraf.

Mate-Tee trifft auf Orangenlimonade, es gibt biologische Produkte aus dem päpstlicher Bauernhof, und wie die Fotografen sind auch die Einwohner von Castel Gandolfo völlig aus dem Häuschen: Werden sich der alte und der neue Papst gemeinsam auf dem Balkon zeigen? Die zwei weißen Männer nebeneinander zum Jahrhundert-, nein: zum Jahrtausendfoto?

Eher nicht, sagen sie im Vatikan. Benedikt wolle ja "der Welt verborgen bleiben", und Franziskus sei so "privat" in Castel Gandolfo, dass nicht einmal die Ortsbürgermeisterin zum Spalierstehen auf dem Hubschrauberlandeplatz erwünscht sei. Andererseits hat das Vatikanfernsehen im Internet von 12.15 Uhr an schon mal zwei Stunden Live-Sendung angekündigt. Wie also würde Fußballpapst Beckenbauer so unfehlbar sagen? Schaunmamal.

Seine Frühmesse am Freitag hat Franziskus mit den vatikanischen Gärtnern und den Straßenkehrern gefeiert, die den Petersplatz sauberhalten. Später ging's zum Händeschütteln mit den Botschaftern jener 180 Staaten, die zum Vatikan diplomatische Beziehungen unterhalten. Da rief der Papst zum "Kampf gegen die materielle und die geistige Armut" in der Welt, "zum Aufbauen des Friedens und zum Brückenschlag zwischen Menschen und Völkern" auf. Insbesondere will Franziskus den Dialog mit dem Islam und den Nichtgläubigen verstärken: "Auch in der Verschiedenheit soll das Verlangen nach echten freundschaftlichen Verbindungen siegen."

Deutlich wird mittlerweile auch der Versuch der Vatikanmaschinerie, den spontanen neuen Papst in bestehende Gedanken, Strukturen und Abläufe einzubinden. Die Schreiber der päpstlichen Rede für die Diplomaten hatten an zentraler Stelle einen Schlüsselbegriff Benedikts XVI. platziert: Die Warnung vor der "Diktatur der Relativismus". Und das Presseamt garnierte Franziskus' Ankündigung, eine Messe im römischen Jugendgefängnis Casal del Marmo zu halten, mit dem Hinweis, dies habe auch schon Benedikt XVI. getan. Damit wurde das Revolutionäre an der Entscheidung des neuen Papstes eingeebnet. Denn anders als Benedikt feiert Franziskus keine normale Sonntagsmesse mit den 72 zumeist ausländischen Strafgefangenen, sondern einen der Hauptgottesdienste des Kirchenjahrs: Die Abendmahlsmesse am Gründonnerstag, die in Rom bisher in der großen Lateran-Basilika zelebriert wurde und bei welcher der Papst als Demutszeichen symbolisch die Füße von zwölf "einfachen Männern" wäscht: bisher waren das Priester, nun sind es Häftlinge. (mit dpa)

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