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Panorama: Französischer Malermeister nach Handtransplantation wohlauf

Als Denis Chatelier am 14. Januar in seinem Krankenbett aufwachte, hatte er die Hände eines Fremden.

Als Denis Chatelier am 14. Januar in seinem Krankenbett aufwachte, hatte er die Hände eines Fremden. Zwei dicke Verbände umhüllten die großen Nahtwunden und verhinderten, dass er die Hände ansehen konnte. Vier Jahre lang hatte der Franzose Prothesen getragen, nachdem ihm ein Feuerwerksunfall beide Hände und Teile seiner Unterarme weggerissen hatte. Der 33-Jährige legte die Prothesen jedoch für immer ab. In einer 17-stündigen Marathon-Operation nähte ihm ein Chirurgenteam in Lyon die Hände und Unterarme eines zuvor gestorbenen Spenders an. Erstmals in der Geschichte der Medizin nahmen sie eine doppelte Handtransplantation vor.

Vier Wochen danach sieht es so aus, als seien sie erfolgreich gewesen. Zwar noch bleich, aber lächelnd zeigte sich Chatelier jetzt zum ersten Mal der Öffentlichkeit und vermittelte eine Ahnung davon, was er in den letzten Jahren durchmachen musste: "Diese Operation hat mir die Lebensfreude zurückgegeben." Wie ein Boxer nach einem gewonnenen Kampf reckte er in der Edouard-Herriot-Klinik in Lyon beide vom Ellenbogen abwärts verbundenen Arme in die Höhe. "Jetzt habe ich zwei richtige Hände", sagte er glücklich. "Bald werde ich damit meine Kinder streicheln können."

Chatelier soll noch in dieser Woche das Krankenhaus verlassen. Dann stehen ihm mehrere Monate in Rehabilitationskliniken bevor. Bisher kann er gerade mal die Fingerspitzen seiner neuen Hände bewegen.

Beim unvorsichtigen Hantieren mit einer Feuerwerksrakete war das Unglück 1996 passiert. Der Unfall hatte den Malermeister aus Rochefort mit einem Schlag zum Schwerbehinderten gemacht. Den Mut zu der Operation fasste er, nachdem er vom Fall des Neuseeländers Clint Hallam gehört hatte. Hallam war 1998 ebenfalls von Dubernard als erstem Menschen der Welt die Hand eines Spenders angenäht worden.

Die Transplantation von Spenderhänden ist anders als die von inneren Organen umstritten. Nicht zuletzt weil es noch keine Erfahrungen gibt, wie die Patienten das Leben mit den Händen eines Toten verkraften. Fachleute fürchten, dass die seelische Belastung zu stark ist. Für den betreuenden Psychologen Gabriel Burloux birgt der gespenstische Vorgang die Gefahr der "Entpersonalisierung". Chatelier werde mit diesem Phänomen zu kämpfen haben. "Aber er hat viel Lebensmut und bisher das Ganze in bewundernswerter Weise ertragen".

Oliver Junker

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