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Bucki

© ddp

Free Bucki: Ostsee-Wal findet den Weg zurück

Bucki hat es geschafft. Der Buckelwal, der in diesem Sommer wochenlang Küstenbewohner, Touristen und Schiffsbesatzungen entlang der Küste Mecklenburg-Vorpommerns in Aufregung versetzte, hat den Weg aus der Ostsee gefunden und ist offenbar unterwegs in den Atlantik.

Das vielleicht letzte Foto von dem etwa zwölf Meter langen Tier gelang dem schwedischen Kanuten Erik Sjöstedt im Skagerrak, als er am 30. August nahe der Schäreninsel Käringön vor der schwedischen Westküste paddelte. Forscher in Schweden, Dänemark und Deutschland sind sich darin einig, dass es sich bei dem abtauchenden Wal eindeutig um jenes Tier handelt, dem die Rüganer im August liebevoll den Namen Bucki gegeben hatten.

"Ganz klar, das ist er", sagt Carl Christian Kinze, international anerkannter Walforscher in Dänemark. Der Biologe hat die Aufnahme mit Fotos aus deutschen und dänischen Gewässern verglichen und festgestellt, dass bei allen Abbildungen immer die gleichen Kratzer unterhalb der Rückenfinne des Wales zu sehen sind. Damit sei die Sensation komplett, sagt der 52-jährige Forscher. Denn zum ersten Mal konnte nachgewiesen werden, dass ein Buckelwal, der sich in die Ostsee verirrt hat, den Weg zurück findet.

Biologe: Neue Chance für Wal

Zwar seien Buckelwale schon mehrfach in der Ostsee beobachtet worden, bestätigt Kinzes deutsche Kollegin Anja Gallus vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund. Aber dann seien die Sichtungen immer plötzlich abgerissen, ohne dass Totfunde gemeldet wurden. "Wir konnten dann immer nur vermuten, dass das betreffende Tier den Weg in die Freiheit zurückgefunden hat. Jetzt aber haben wir den Nachweis, dass die Wale durch den schmalen Öresund, Kattegat, Skagerrak und Nordsee wieder in den Atlantik gelangen können."

Nach Ansicht der Experten hat der zuletzt ziemlich abgemagerte Bucki nun doch noch eine echte Überlebenschance. Das Tier, das in der Ostsee offenbar nur wenig Nahrung gefunden habe, könne schon im Atlantik wieder reichlich Hering, Sprotten und Sandaale auftreiben, hofft Kinze. Er glaubt sogar auf dem jüngsten Foto zu erkennen, dass der Wal schon wieder etwas an Gewicht zugelegt hat.

Zukunft von Bucki bleibt ungewiss

Die Wissenschaftler interessiert jetzt vor allem, welchen Weg der Wal einschlägt. Wendet er sich gen Norden in die atlantischen Sommerquartiere der Wale, wo sie sich mit Krill die Fettreserven für den Winter anfressen, oder schließt er sich den inzwischen nach Süden ziehenden Walen an? Man wisse eben nicht, ob die Zeit noch reiche, dass der Buckelwal wieder zu Kräften kommt, sagt Biologin Gallus.

Bucki war zuerst am 25. Juli vor Rügens Kap Arkona aufgetaucht. Später wurde das Tier mehrfach vor Rügen und Dänemark, dann in polnischen Gewässern, vor Rostock, in der Lübecker Bucht und im Kattegat gesichtet. Wochenlang hatten Forscher- und Fernseh-Teams versucht, das Tier aufzuspüren. Doch es gelang nicht, den Wal mit einem Ortungssender auszustatten, der jetzt wertvolle Signale über den weiteren Zug des Wales hätte liefern können.

"Wir sind also weiterhin auf Sichtungen angewiesen", sagt Kinze. Vorsichtshalber haben man bereits mehrere meereskundliche Forschungseinrichtungen an der Nordseeküste und in Norwegen über Bucki und seine typischen Markierungen informiert. Die Zusammenarbeit funktioniere hervorragend. "Möglicherweise taucht Bucki ja doch noch mal für ein Foto auf."

Ralph Sommer[ddp]

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