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Grabsteine könnten künftig auch per Post angeliefert werden - sie dürften nicht so leicht zu tragen sein wie dieses Paket, denn im Postversand können sie bis zu 30 Kilogramm wiegen.

© pa/dpa

Friedhofskultur: Wenn der Postbote den Grabstein bringt

Steinmetze bieten neuerdings ihre Grabsteine im Internet an - und mit Postversand. Zumindest wenn die Steine nicht schwerer als 30 Kilogramm sind. Die kleinen Kunstwerke sollen "mobile Erinnerungszeichen" sein.

Paketboten haben’s nicht leicht. Tagein, tagaus, treppauf, treppab verteilen sie ihre Sendungen bis in die hintersten Winkel der Republik. Was die meisten nicht ahnen: Manchmal müssen die Boten sogar Grabsteine schleppen. Denn die kann man inzwischen auch im Internet aussuchen und sich per Post zustellen lassen – jedenfalls kleinere Exemplare, die nicht schwerer als 30 Kilogramm sind.

In Bremen traf sich jetzt ein bundesweites Netzwerk von Steinmetzen und Bildhauern, die das bestehende Online-Angebot verschiedener Anbieter ergänzen wollen: Die zehn Betriebe des „Aktivkreises Besondere Grabmale“ bieten künftig einen Postversand von Mini-Grabmalen an, die nur aus europäischen Steinen gemeißelt wurden.

Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, „die Friedhofskultur zu pflegen und für einen nachhaltigen Umgang mit dem Rohstoff Stein zu werben“. Organisatorin der Tagung war die Bremer Steinmetzmeisterin Katja Stelljes. Und die 45-Jährige sagt: „Es gibt die große Tendenz in der Branche, dass ganz viele Steine als Fertigware aus Übersee importiert werden.“

Die Netzwerk-Mitglieder produzieren dagegen nur in ihren eigenen Werkstätten und versichern, lediglich europäisches Material zu verwenden. „Wir nehmen nicht die baumarktüblichen Steine aus China oder Indien“, sagt Stelljes. „Das ist auch ökologisch sinnvoller, als das Material durch die halbe Welt zu transportieren.“

Das Porto zahlt der Empfänger

Im Laufe des Oktobers, so schätzt die Bremerin, werden die Betriebe eine erste Auswahl paketgeeigneter Steine ins Internet stellen. Gegen Aufpreis werden die Namen der Verblichenen eingraviert. Das Porto, etwa 15 Euro, zahlt der Empfänger. Die Obergrenze von 30 Kilogramm orientiert sich an dem, was Paketdienste als Höchstgewicht akzeptieren. „30 Kilo ist für einen Stein ziemlich wenig“, findet Stelljes. Ein rechteckiges Grabmal wäre bei einer Dicke von zwölf Zentimetern nur etwa 30 mal 25 Zentimeter groß, also nicht viel höher als ein DIN-A-4-Blatt.

Die in Bremen vorgestellten Prototypen sind aber keine einfachen Quader, sondern kunstvoll gestaltete Objekte, meist aus ineinander verschachtelten Steinen, mal halbrund, mal treppenförmig, mal dreieckig. Sie heißen auch nicht einfach „Grabsteine“, sondern „Mobile Erinnerungszeichen“.

Gedacht sind sie vor allem für den Garten oder für die Hausterrasse – ein Angebot zum Beispiel für jene Hinterbliebenen, die aus ihrem Heimatort wegziehen und deshalb nicht mehr regelmäßig Omas Grab besuchen können. Sie haben dann zumindest ein Gedenksymbol in ihrer Nähe. Der Trend geht offenbar zum Zweit-Stein. Oder wie das Netzwerk es formuliert: „Unserer Meinung nach braucht eine mobile Gesellschaft auch die Möglichkeit mobilen Gedenkens“.

Die Mini-Grabmale auf dem eigenen Grundstück könnten auch an Tote erinnern, die auf See bestattet wurden. Und in Bremer Gärten könnten sie die Stelle markieren, wo Opas Asche ausgestreut wurde. Diese Bestattungsform ist hier neuerdings erlaubt.

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