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Schafe wurden in Garmisch-Partenkirchen durch hohen Schnee getrieben.

© REUTERS

Früher Schnee: Kommt jetzt ein Jahrhundertwinter?

Der erste Schnee kommt früh in diesem Jahr. Das führt zu Spekulationen, ob Deutschland einen Jahrhundertwinter bekommt. Kinder in Garmisch-Partenkirchen freuen sich. Sie haben schulfrei.

Erst seit vier Wochen sind in Bayern die Sommerferien vorbei und manche haben die Tomaten auf der Terrasse stehen – da meldet sich im Alpengebiet schon der Winter. Heftige Schneefälle in der Nacht zum Freitag haben in Oberbayern sowie Tirol das öffentliche Leben teilweise lahmgelegt. Besonders hat es den Landkreis Garmisch-Partenkirchen erwischt. Dort entschieden die Behörden, dass im gesamten Landkreis am Freitag die Schule wegen des Wintereinbruchs ausfällt – die Kinder erfreuten sich am ersten Schnee, die Eltern hatten Betreuungsprobleme. Auch Kindergärten mussten schließen, wenn das Personal es nicht schaffte, an den Arbeitsplatz zu kommen.

In Teilen Bayerns gab es Chaos

Vor allem am Morgen und am Vormittag sorgte der erste Schnee für Chaos. 12 000 Haushalte waren in Bayern ohne Strom, darunter auch zahlreiche Gemeinden im Landkreis Starnberg. Wer sein Auto freigeschaufelt hatte, wurde dennoch von den Behörden vor dem Fahren gewarnt. „Die Notfallmeldungen kommen im Minutentakt“, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Es kam zu einigen Blechschäden, schwere Unfälle blieben hingegen aus. Gefahrguttransporter mussten an Parkplätzen stoppen.

Die Menschen in den betroffenen Gebieten waren auf den Schneefall schon zweieinhalb Monate vor Weihnachten nicht vorbereitet. Viele Autos sind noch nicht mit Winterreifen ausgestattet. „Das ist heuer ein bisschen früh“, sagt ein Mann in Garmisch-Partenkirchen. Vor allem aber sorgte ein seltenes Phänomen für Probleme: Die Laubbäume tragen noch Blätter, auf die sich der nasse, schwere Schnee legt. Normalerweise fliegt er durch die kahlen Äste hindurch auf den Boden. So aber entsteht ein außergewöhnlich hohes Gewicht, das die Bäume oft nicht aushalten. Dutzendfach sind sie umgestürzt auf Straßen, Bahngleise und in Stromleitungen hinein. Allein auf der Bundesstraße 2 von Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald lagen 15 Bäume. Der Walchensee konnte von Süden aus auf der B 11 nicht mehr erreicht werden. Auch nichts mehr ging auf den Bahnverbindungen zwischen Tutzing und Kochel am See sowie München und Mittenwald. Am Münchner Hauptbahnhof war ein Team der Deutschen Bahn im Einsatz, das versuchte, gestrandeten Passagieren weiterzuhelfen.

35 Zentimeter Neuschnee, ein Rekord für diese Zeit

Die Wetterwarte auf dem Hohenpeißenberg in 977 Meter Höhe vermeldete 35 Zentimeter Neuschnee – das ist Rekord für einen 11. Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1800. Auch im österreichischen Tirol konnte kaum ein Zug fahren, viele Autos waren auf der Brennerstrecke liegengeblieben.

Der frühe Schneefall nährt die Spekulationen über einen bevorstehenden eiskalten Jahrhundert-Winter. Einen solchen hatte der US-Wetterdienst in einer langfristigen Prognose für Deutschland vorhergesagt. Die Erfahrung lehrt anderes. Wenn es früh im Jahr den ersten Wintereinbruch gibt, dann wird der Rest des Winters oftmals milde. Schade.

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