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Fürstliche Hochzeit: Monaco hat eine neue Fürstin

Prinz Albert und Charlene Wittstock haben sich das Jawort gegeben. Mehr als 5000 Monegassen verfolgten das lang ersehnte Schauspiel auf zwei Großleinwänden vor dem Palast.

Seelenruhig verewigt in der Morgenstunde ein Maler Monacos Kirchlein Sainte Dévote auf seiner Leinwand. Ein Hochzeitsgeschenk für den Fürsten? Er lacht: „Nicht doch! Das bleibt mein persönliches Erinnerungsstück.“ Vor dem Fürstenpalast ist man am Freitag großzügiger, bereitet alles für die Hochzeit vor: 11 Uhr Generalprobe des Folkloreballetts, Tarantella, Pirouette und Tusch. Letzte Hand wird ans Büffet gelegt und letzte Anweisungen bekommen die Blumenkinder. Etwas verlegen vor so viel Luxus klettern sie anschließend in die drei Staatskarossen.

Ab 15 Uhr wird der Felsen abgesperrt. Statt Touristen und Schaulustigen dürfen nur noch Monegassen mit Einladung, Ausweis und genug Chic, aber auch ohne Hut, sich dem Palast nähern. Die 550 über das Fürstentum verteilten Sicherheitskräfte werden sichtlich nervöser. Und dann: Es ist vollbracht! Monaco hat, 29 Jahren nach dem Tod von Alberts Mutter Gracia Patricia, eine neue Fürstin. Sie trägt türkisblau, einen Hosenanzug von Chanel. Am Freitag um 17.11 Uhr geben sich Albert Louis Pierre Grimaldi, 14. Fürst von Monaco, und die 33-jährige Charlene Lynette Wittstock, in Zimbabwe geborene südafrikanische Leistungsschwimmerin, ihr standesamtliches Jawort im Thronsaal des Palasts. Die Türen, so will es die Tradition, blieben dabei offen.

Nach 11 Jahren Warten und Verwicklungen besiegelte der kurze Satz „Ich erkläre Sie hiermit zu Mann und Frau“ Charlenes Status als Fürstin. Philippe Narmino, Senatspräsident und Leiter der monegassischen Justiz, fand am Ende der Zeremonie persönliche, fast mahnende Worte: „Charlene, Sie heiraten nicht nur einen Fürsten, sondern ein ganzes Land.“ Schwungvoll signierte das Paar mit einem rubin- und diamantenbesetzten Füller, den die Hamburger Firma Montblanc eigens für das Brautpaar kreiert hatte.

Fürst Alberts Familie stellte die Trauzeugen: für Charlene Cousine Donatella Knecht de Massey, die zum Hofstaat der neuen Fürstin gehören wird, für Albert II. sein smarter US-Cousin Chris Le Vin. Dann trat das Paar auf den Palastbalkon des Spiegelsaals, ließ sich mit einer neuen Hymne an „Fürstin Charlene“ feiern. Ein paar Takte Mittelalter, ein bisschen Händel und vier schallende Trompeten der Fanfare – es war ein während einer Zugreise komponiertes Allegro des monegassischen Organisten Jean-Christophe Aunargue. Und natürlich gab es einen Kuss. Wenn das englische Königshaus sich nicht ziert, dann schon gar nicht Monaco. Den ersten hatte das Paar schon vor 80 Gästen im Thronsaal ausgetauscht.

Auf zwei Großleinwänden des Palastvorplatzes verfolgten mehr als 5000 der 7800 geladenen Monegassen die Ziviltrauung. Viele von ihnen sind nebenbei freiwillige Helfer bei der Hochzeit. „Das ist selbstverständlich“, meint eine Krankenschwester „es ist auch unser Fest.“ Der Palastplatz ist traditioneller Ort der Begegnung von Fürst und Volk, von Festen und monegassischer Folklore. Monacos Bürgermeister Marzan übergab dem Fürstenpaar feierlich ein modernes Kunstwerk als Geschenk: eine Skulptur, „Das schlafende Kind“. Hinweis auf einen bald gewünschten Thronfolger? Im Gegenzug hatte schon vorher die Fürstenfamilie ihre Souvenirs verteilen lassen und lud nun die Bürger zu Speisen der Fairmont-Kette, Champagner und Hochzeitskuchen. Töpfe, Küchengeräte, Knoblauchzöpfe und viel Gemüse auf den Büffets schufen etwas von Marktatmosphäre. Eine Mittfünfzigerin strahlt: „Es ist ein wirklich besonderer Tag, dass ich das miterleben darf. Unsere neue Fürstin ist schön.“ Wie schon bei seiner Thronbesteigung 2005 nahm Fürst Albert II. ein Bad in der Menge. Auch die neue Fürstin fühlt sich bei unprotokollarischen Begegnungen sichtlich wohl.

Die Hochzeit war dezidiert paritätisch ausgerichtet. Sowohl Südafrika als auch Monaco wurde fast gleichermaßen gehuldigt, ob bei Blumenschmuck, Küche oder Musik. „Absicht“, sagt eine Pressesprecherin. „Es handelt sich um die Heimat unserer neuen Fürstin.“ Die Hochzeitsmenüs bestehen aus südafrikanischen und mediterranen Spezialitäten; im Stadion Louis II. rockten die „Eagles – der Fürst war ihr Fan in den 70er Jahren – neben dem Südafrikaner Jason Hartman. Nur bei den Fahnen, die ganz Monaco schmücken, sind die monegassischen zusammen mit den Hochzeitsbannern „Mariage princier“ (Fürstliche Hochzeit) in der Überzahl: 600 sind es gegenüber 81 südafrikanischen. Auch ein Symbol, denn in Zukunft wird Charlene ihre Herkunftskultur der ihres Adoptivlandes unterordnen müssen.

Seit Donnerstag wurde in Monaco gefeiert: drei Tage Party und zwei Feiertage stehen auf dem Hochzeitsprogramm. Schwül war es. Und während die Touristen sich schwitzend durch das 2,1 qkm große Monaco schoben und sich als „Ehrengäste“ – so Monacos Tourismusbüro – fühlen sollten, dank Gratis-Eis im Ozeanographischen Museum, reduziertem Eintritt, kostenlosem Busverkehr und Sonderangeboten im Shopping Center Metropol, empfing das Fürstenpaar am Abend die ausländischen Bewohner Monacos im Hafen Hercule mit einem Gratiskonzert. Anstelle von Luxusyachten war diesmal ein Stahlgerüst zu sehen. Schon ab 18 Uhr drangen erste Töne auf den Felsen: „Sie hat ja gesagt“ – den Song hatte der Franzose, Monacoliebhaber und E-Musiker Jean-Michel Jarre eigens komponiert. Es war die zweite Fürstinnen-Hymne für die Südafrikanerin Charlene. Sogar eine CD mit Liebesliedern wurde von monegassischen Musikern für sie komponiert und in letzter Minute gebrannt. Dabei kennen nur wenige die filigrane Südafrikanerin näher. In Monaco lebte sie bisher recht isoliert und war fast nur bei öffentlichen Auftritten an der Seite des Fürsten zu sehen. Sie stand allerdings dem Women-Business-Club als Ehrenmitglied vor.

Jarres futuristische Multimedia-Show mit Licht- und Laserstrahlen erleuchtete die Riviera und machte Monaco vorübergehend zur Disco unter freiem Himmel. Spontan wurde Rockn'Roll getanzt. Das musikalische Feurwerk beendete den ersten Hochzeitstag. Noch am vergangenen Montag verkündete das französische Wochenmagazin L'Express.fr, die Verlobte wollte die Hochzeit auflösen und über Nizza in ihre Heimat fliegen angesichts weiterer Enthüllungen über ihren Traumprinzen. Die Nachricht löste eine Krisenkommunikation im Palast aus und ein Dementi. Die Einwohner glaubten nicht daran: „Es ist zuviel Geld im Spiel“, sagt einer. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist heute die kirchliche Trauung: 32 Staatschefs, knapp ein Dutzend Vertreter europäischer Königshäuser und mehrere tausende Schaulustige werden erwartet. Wenn die Sonne weiter so strahlt, bleibt es bei Grace-Kelly-Wetter für Charlene.

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