G-7-Treffen im Juni im Schlosshotel Elmau: Großer Gipfel in bayerischem Idyll

Das macht schon was her für die Bürger von Garmisch-Partenkirchen. Da steht Steffen Seibert, Regierungssprecher in Berlin im mit 700 Menschen voll besetzten Kongresshaus des Marktes am Mikrofon und sagt: "Welches Stück Deutschland wollen wir der Welt zeigen? Dies hier ist das Beste, was man überhaupt anbieten kann." Und der smarte einstige ZDF-Moderator schwärmt von der "Schönheit der Natur", der "wundervollen Bergwelt". Das Publikum ist durchaus beeindruckt.

Am 7. und 8. Juni wird in Garmisch-Partenkirchen nichts sein wie sonst

Die Bundesregierung hat den Menschen in Garmisch und drumherum, am südlichsten Ende der Republik, einiges zu erklären. Am 7. und 8. Juni 2015 wird hier nichts so sein, wie es normalerweise ist. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen zum G-7-Gipfel hierhin eingeladen – besser gesagt in das einsame Schlosshotel Elmau. Dieses liegt Luftlinie nur sechs Kilometer von Garmisch entfernt.

© Patrick Guyton

Was die Einwohner an diesen zwei Tagen, wenn US-Präsident Barack Obama und Co. kommen, zu erwarten oder zu befürchten haben, macht Seibert mit einigen Zahlen deutlich: Mindestens 10.000 Polizisten werden da sein, 3000 bis 4000 Journalisten und die Regierungsdelegationen aus den verschiedenen Ländern. Die G-7-Staaten, so sagt er, „repräsentieren eine Milliarde Menschen“. Der Gipfel dürfte das politische Großereignis des Jahres werden. 2007 war das letzte Treffen dieser Gruppe in Deutschland, damals noch mit Russland als G 8. Man versammelte sich im Seebad Heiligendamm an der Ostsee.

Es ist ein Luxushotel an einem völlig abgelegenen Flecken

Nun also bietet die oberbayerische Alpenwelt die Kulisse. Das Schlosshotel Elmau, 1008 Meter hoch gelegen, ist umgeben von den Bergen. Von der Straße aus sieht man diese mächtige Anlage, ursprünglich erbaut in den Jahren 1914 bis 1916. Es ist ein Luxushotel an einem völlig abgelegenen Flecken, wie es luxuriöser kaum sein kann. Im Teesaal prasselt das Kaminfeuer, während Dalia Banerjee von dem verheerenden Brand erzählt, der im Jahr 2005 zwei Drittel der denkmalgeschützten Anlage zerstört hatte.

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Frau Banerjee ist indischer Herkunft und in der Schweiz groß geworden. Sie ist ausgebildete Konzertpianistin, doch sie arbeitet als PR-Referentin für das Schlosshotel. "Das Bundespresseamt hat erstmals 2013 bei uns nachgefragt", sagt Banerjee. "Die Leute sagten, es gehe um eine Konferenz der Bundesregierung." Auf Elmau sei man nicht sonderlich begeistert gewesen, das Haus ist kein Konferenzhotel, sondern auf Urlaub und Erholung ausgerichtet. Nach zwei, drei Besuchen der Herrschaften aus Berlin sei dann klar geworden, dass hier der G-7-Gipfel stattfinden solle. "Das ist natürlich eine große Auszeichnung für uns", sagt sie. Und eine unschätzbare Werbung, wenn die Bilder aus dieser verwunschenen Luxus- Oase rund um die Welt gehen.

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Im Teesaal sitzt ein junger Mann mit Sweatshirt, Jeans und Baseballmütze und liest ein Buch. Andere Gäste kommen im Bademantel vom Spa. Eine Mutter hat ihren Säugling auf dem Arm und lässt sich einen Babybrei warm machen. Von steifer Etikette oder Spießigkeit ist nicht viel zu spüren. "Gerade diese Freiheit, so zu sein, wie man sein will, ist unser Luxus", sagt Banerjee. Der große Konzertsaal ist eine Art Mittelpunkt der Anlage – gediegenes Holz am Boden und zur Decke hin, auf einer Bühne erhöht steht ein Flügel. An der Mehrzahl der Abende gibt es hier hochwertige Klassik, Jazz oder Lesungen. "Ich bin mir sicher", sagt Banerjee, "dass der Konzertsaal für den Gipfel sehr wichtig wird."

Vom Kaminstüberl bis zum Gourmet-Tempel- es gibt sechs Restaurants

Es gibt sechs verschiedene Restaurants auf Elmau – vom Kaminstüberl bis zum Gourmet-Tempel. Wo werden die G-7-Teilnehmer hier speisen? Werden sie die Bäder benutzen? Wird es Musik geben? "Wir wissen fast noch nichts", sagt Banerjee. "Es wird alles sehr kurzfristig festgelegt werden." Die 230-köpfige Hotel-Crew wird flexibel sein müssen – wenn Obama ein Steak wünscht oder Merkel sich mit anderen Regierungschefs kurzfristig in einem geeigneten Raum austauschen will.

Auf der Agenda stehen beim Gipfel größere und kleinere Themen

"Das Vorurteil lautet ja, dass es bei solchen Treffen nur ein großes Palaver gibt", sagt Seibert zu den Garmisch-Partenkirchenern. Er könne sagen, dass diese Art der Veranstaltung einen "politischen Mehrwert" habe, wenn Politiker intensiv und persönlich miteinander ins Gespräch kämen. 2015 gebe es größere und kleinere Themen: die Wirtschaft, nachhaltiges Wachstum, Vorbereitung von UN-Konferenzen. Aber auch Ebola, der Meeres-Umweltschutz oder die steigende Antibiotika-Resistenz.

Mit am wichtigsten bei der Vorbereitung ist die Sicherheit. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) preist sich selbst an: "Sicherheit ist ein Markenzeichen Bayerns." Es soll keinen Zaun um Elmau geben, doch alle Zugänge werden lückenlos überwacht, Scharfschützen postiert. Welchen Protest es geben wird, kann bisher niemand sagen. Es formieren sich Anti-G-7-Bündnisse. Sicherlich werden auch gewaltbereite Autonome anreisen. Wie nah die Gegner aber an Elmau kommen, ob es die geplanten Übernachtungs-Camps gibt, werden die Gerichte entscheiden.

Die Garmischer wurden bekannt durch ihren Protest gegen Olympische Winterspiele

Die Bürger interessiert, welche Einschränkungen sie hinnehmen müssen. Die Garmischer wurden bekannt durch ihren Protest gegen Olympische Winterspiele. Von dieser Haltung ist nicht mehr viel zu spüren. Wohl auch, weil sie sich von den verantwortlichen Planern des Gipfels auf Augenhöhe behandelt fühlen. Im Raum Garmisch sind sowohl die Polizei als auch die Journalisten aus aller Welt untergebracht, die ihr Pressezentrum im Eisstadion haben werden.

Die Nummer 219 nennen sie im Hotel die Loriot-Suite

Etwa 170 Zimmer und Suiten gibt es in Elmau, mehr Delegationsteilnehmer werden dort nicht übernachten – es handelt sich um eine einzige Nacht. Es werden also nur die Staats- und Regierungschefs, engste Berater und Dolmetscher dort sein. Banerjee führt durch die Gänge und zeigt die Zimmer – die Preise liegen zwischen 250 und 1500 Euro für das Doppelzimmer pro Nacht. Die Nummer 219 nennen sie im Hotel die Loriot-Suite. Loriot war Elmau-Fan und kam sehr oft. In diese Suite, ein Eckzimmer mit Fauteuil, Sofa und einer breiten Fensterfront, hat sich der Humorist und Regisseur immer eingemietet. "Ein ganz reizender, freundlicher Mann", sagt Banerjee. Am Schreibtisch mit Blick auf die Berge und die Wiesen sind viele seiner Werke entstanden.