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Gammelfleisch: Skandal weitet sich aus

Der Fleischskandal in Bayern zieht immer weitere Kreise. Auch in Hessen und Niedersachsen wird Ware aus dem Betrieb in Niederbayern vermutet. Gesundheitsminister Horst Seehofer kündigte härtere Strafen an.

Wiesbaden/München - Bei der Suche nach Gammelfleisch zweier Großhändler aus München und dem niederbayerischen Metten sind die Ermittler auch in anderen Bundesländern fündig geworden. Zusätzlich zu den in Bayern bereits sichergestellten rund 110 Tonnen Fleisch wurden am Samstag auch in Hessen mehrere Hundert Kilogramm Fleisch beschlagnahmt. Drei Tonnen verdorbene Ware sollen außerdem nach Niedersachsen gelangt sein. Bayerns Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf (CSU) kündigte härtere Strafen bei Verstößen gegen das Lebensmittelrecht an. Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) forderte die Länder zu schärferen Kontrollen auf.

In Rhein-Main-Gebiet wurden bei zwei Asialäden und einem Zwischenhändler insgesamt 400 Kilogramm Fleisch sichergestellt. Nach Angaben des hessischen Umweltministeriums standen die Betriebe auf Lieferlisten der Firma aus dem Münchner Stadtteil Johanneskirchen. Von dem Fleisch wurden Proben gezogen, die nun im Landeslabor in Gießen untersucht werden. Bereits am Freitag war in Hessen eine Tonne Wildfleisch sichergestellt worden.

Nach Niedersachsen gingen nach Angaben des dortigen Verbraucherschutzministeriums zwei Fleischlieferungen. Mitarbeiter der zuständigen Veterinärbehörden prüften am Samstag den Verbleib der Ware. Derzeit bestehen laut Ministerium keine Anhaltspunkte, dass es sich um gesundheitsschädliche Lebensmittel handelt. Es bestünden aber Anhaltspunkte dafür, dass die gelieferte Ware aufgrund ihres um vier Jahre überschrittenen Haltbarkeitsdatums möglicherweise nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sei.

Mehr Transparenz

Nach Auffassung der Verbraucherschutzorganisation "foodwatch" sind die von Seehofer geforderten stärkeren Kontrollen kein effektives Mittel zur Bekämpfung des Handels mit Gammelfleisch. Verbandschef Thilo Bode betonte: "Da massenhaft betrogen wird, kriegen sie das Problem nicht durch Kontrollen in den Griff."

Das Problem sei, dass in Deutschland die Namen auffälliger Firmen nicht regelmäßig veröffentlicht würden, sagte Bode. So entstehe kein Druck auf die Betriebe, ihr Verhalten zu ändern. Das System müsste durch mehr Transparenz und härtere Strafen so umgestaltet werden, dass es sich nicht mehr lohne, zu betrügen. Schnappauf unterstützte die foodwatch-Forderungen. "Schwarze Schafe" müssten künftig öffentlich an den Pranger gestellt und durch härtere Strafen abgeschreckt werden.

Besseres Kontrollsystem

Der Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure Deutschlands warf Bund und Ländern vor, sich aus der Verantwortung bei der Überwachung zu stehlen. "Der Staat versucht, sich aus der Verantwortung zurückzuziehen, indem er die Eigenkontrolle der Betriebe intensiviert", sagte der Verbandsvorsitzende Martin Müller. Er forderte ein besseres Kontrollsystem. Auch müsse die technische Ausrüstung der Kontrolleure auf den neusten Stand gebracht werden.

Bei einem Münchner Großhändler waren in den vergangenen Tagen bis zu 70 Tonnen Döner-Spieße und Entenfleisch sichergestellt worden, deren Mindesthaltbarkeitsdatum zum Teil bis zu vier Jahre überschritten war. Außerdem wurden bei Razzien in Niederbayern und der Oberpfalz etwa 40 Tonnen Fleisch einer Fleischzentrale aus Metten beschlagnahmt. In beiden Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts von Verstößen gegen das Lebensmittelrecht und wegen Betrugsverdachts. (tso/ddp)

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