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Panorama: Gedrehtes Reinheitsgebot

Statt mit Fleisch vom Rind, Kalb oder Schaf wird Döner sogar mit Schwein und Gen-Soja angeboten

Auch für Döner Kebab gibt es ein Reinheitsgebot. Seit dem 1. Juli 1989 gilt die „Festschreibung der Berliner Verkehrsauffassung für das Fleischerzeugnis Dönerkebap“, eine Verordnung, die vorschreibt, was alles in einen Döner darf. Die Verordnung ist überschaubar. In sechs Punkten ist alles gesagt. Damit ein Drehspieß als Döner Kebab verkauft werden darf, darf nur Fleisch vom Rind, Kalb oder Schaf verwendet werden. Gegen eine Mischung der drei Fleischsorten hat der „Döner-Leitsatz“ dagegen nichts einzuwenden, sogar bis zu 60 Prozent Hackfleisch sind genehmigt. Die weiteren erlaubten Zutaten sind: Salz, Gewürze, Eier, Zwiebeln, Öl, Milch und Joghurt.

So weit zur reinen Lehre. Vor kurzem jedoch haben Lebensmittelkontrolleure in Hessen herausgefunden, dass auch Soja zu den gängigen Bestandteilen des Döners gehört. Tatsächlich haben sie sogar gentechnisch veränderte Soja im Döner gefunden. Mit der Grundsatzfrage, was Soja eigentlich im Döner zu suchen hat, hielten sich die Hessen jedoch gar nicht erst auf. „Ob das noch Döner genannt werden darf, haben wir nicht untersucht“, sagte Torsten Volkert, Sprecher des hessischen Verbraucherministeriums dem Tagesspiegel.

Die Lebensmittelkontrolleure beanstandeten lediglich, dass die Dönerbuden-Besitzer ihr Produkt nicht ordnungsgemäß als gentechnisch verändert gekennzeichnet hatten. Dabei sei die Soja selbst auch nicht zu beanstanden, sagte Volkert. Schließlich sei das Monsanto- Produkt in der Europäischen Union zugelassen. Aber die Kunden müssten darüber informiert werden, was sie da essen, befanden die hessischen Lebensmittelkontrolleure. Offenbar waren alle Proben – es waren allerdings nur vier Fleischspieße – auf einen Dönerlieferanten zurückzuführen. Er hat inzwischen offenbar seine Rezeptur geändert. Ob er jetzt Luzerne oder nicht gentechnisch veränderte Soja ins Fleisch mischt, oder sich wieder an die „Berliner Verkehrsauffassung“ hält, wusste Volkert allerdings nicht zu sagen. Dagegen findet die grüne Verbraucherpolitikerin Ulrike Höfken, dass die Frage, was Soja im Döner mache, durchaus interessant. Sie sagt: „Das ist eine absolute Schweinerei.“

Bei früheren Döner-Tests hatten die Kontrolleure sogar noch andere, eher verblüffende Zutaten entdeckt: Im Hackfleisch steckt öfter Schweinefleisch, als es die Kunden ahnen. Für Muslime ist das bekanntlich verboten. Andererseits essen eh mehr Deutsche Döner als Türken. Und vielleicht sind die Dönerbudenbesitzer ja deshalb besonders großzügig. In Berlin haben die Tester jedenfalls festgestellt, dass die Chancen einen Döner ohne Schweinefleisch zu bekommen bei etwa 50 Prozent liegen.

Obwohl es offensichtlich geteilte Meinungen darüber gibt, was etwas im Döner zu suchen hat, und was nicht, wird das Produkt eher selten kontrolliert. Dabei steckt im Hackfleisch nicht nur oft Schweinefleisch. Es gibt noch ein anderes Problem mit dem Hackfleisch – es wird leicht schlecht, wenn man versucht, es aufzuheben. Wird ein Spieß nicht vollständig verzehrt, bis der Laden am Abend dicht macht, müsste der Rest eigentlich weggeworfen werden. Zumindest wenn er Hackfleisch enthält. Eine Ausnahme dürfte eigentlich nur gemacht werden, wenn der Spieß wirklich ganz durchgegart ist. Doch wer kann das von außen schon beurteilen? Angesichts des Preiskampfes beim Döner – verkauft wird die Portion für einen bis 3,50 Euro – ist aber höchst unwahrscheinlich, dass diese Vorgabe tatsächlich eingehalten wird. Wer schon zum Frühstück gerne Döner isst, muss sich möglicherweise nicht wundern, warum ihm schon morgens ganz wunderlich wird.

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