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Panorama: Gefahr liegt in der Luft

Die bisher unbekannte Lungenentzündung „Sars“ versetzt Gesundheitsbehörden weltweit in Sorge – Zahl der Kranken schnellt in die Höhe

Die bisher unbekannte Lungenentzündung mit dem Namen „Sars“ breitet sich weiter aus: Neben dem Infektionalarm in Frankfurt/Main, Slowenien und Kanada hat ein sprunghafter Anstieg der Verdachtsfälle in Hongkong weltweit Besorgnis erregt. Mediziner in Deutschland und Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO suchen unter Hochdruck nach der Ursache für das Schwere Akute Atemwegssyndrom (Severe Acute Respiratory Syndrome/Sars).

Zwei Tage nach ihrer Landung auf dem Frankfurter Flughafen war am Montag weiter unklar, ob die beiden Isolierpatienten mit dem gefährlichen unbekannten Erreger aus Asien infiziert sind. Der Gesundheitszustand des 32 Jahre alten Arztes aus Singapur ist stabil, doch hat jetzt seine Frau hohes Fieber bekommen. Sie ist schwanger. Die Gefahr, dass sich Mitreisende im Flugzeug angesteckt haben könnten, sei sehr gering, hieß es.

Kritik am Verhalten des Arztes

Mit einer Frau im slowenischen Ljubljana wurde am Montag in Europa ein weiterer Verdachtsfall bekannt. Insgesamt rund 150 Menschen stehen unter anderem in Hongkong, Vietnam und Singapur unter Quarantäne. Allein in Hongkong stieg die Zahl der mit Sars-Verdacht in Krankenhäuser gebrachten Menschen am Montag von 41 auf 95. „Die Zahl ist alarmierend“, sagte der Gesundheitsminister der chinesischen Sonderregion E.K. Yeoh. Der Anstieg sei jedoch durch den nun weitgehend aufgeklärten Kontakt bisher Erkrankter zu erklären.

In Kanada hat sich die Zahl der Infizierten auf zehn erhöht. Ein Fall wird in Australien untersucht. Bei zwei Asienreisenden auf dem Genfer Flughafen bestätigten sich entsprechende Befürchtungen dagegen nicht.

Von der Weltgesundheitsorganisation WHO wird die Krankheit als weltweite Bedrohung eingeschätzt. Nach Angaben des hessischen Sozialministerium werden Proben aus Frankfurt derzeit in drei deutschen Hochsicherheitslabors untersucht: an der Universität Marburg, am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin und am Bernhard- Nocht-Institut in Hamburg. RKI-Präsident Reinhard Kurth kritisierte das Verhalten des erkrankten Arztes. Es sei unprofessionell gewesen, ins Flugzeug zu steigen, sagte Kurth im ZDF-Morgenmagazin.

Die Gesundheitsbehörde in New York prüft nach CNN-Angaben derzeit die Kontakte des Mannes in der Stadt. Auf dem Frankfurter Flughafen gelten ab heute ähnliche Sicherheitsmaßnahmen wie in anderen europäischen Ländern (Siehe unten).

Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kreiierte Begriff „Sars“ ist streng genommen ein Verlegenheitsname. Er beschreibt nur das, was die Ärzte bei den schwer Erkrankten sehen: Eine schwere Erkrankung der Atemwege, die mit plötzlich einsetzendem hohem Fieber, Muskelschmerzen, Heiserkeit, Atemnot, Husten einhergeht.

In Laboruntersuchungen lässt sich zudem ein Absinken der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen feststellen. Dazu kommt bei einigen Patienten eine Entzündung beider Lungenflügel. Die Experten sprechen von einer atypischen Pneumonie. Zum Teil mussten die bisher Erkrankten wegen akuter Atemnot auf der Intensivstation künstlich beatmet werden. Bisher können die Ärzte nur die Symptome der Krankheit bekämpfen und Medikamente gegen verschiedene Erreger auf Verdacht einsetzen.

Den Erreger der Krankheit, die bisher neun Opfer forderte, kennt man noch nicht. Da Antibiotika Berichten zufolge nicht anschlugen, wird dabei zunehmend nach einem Virus gefahndet. Es könnte wie das Influenza-Virus, der Erreger der schweren Grippe, durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die meisten Symptome der neuen Erkrankung sind denen einer schweren Grippe zum Verwechseln ähnlich.

Diskutiert wird auch, dass Sars von einem Virus ausgelöst wird, das bisher nur Tieren gefährlich wurde und jetzt erstmals die Artenbarriere überwunden haben könnte, wie es vor fünf Jahren, ebenfalls in Hongkong, mit dem Erreger der Vogelgrippe geschah. (mit dpa)

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