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Panorama: Gefangen im Profit

„Wir sind an die Decke gegangen“, erinnert sich Karoline Schacht an den „Tag der Haie“ auf der Artenschutzkonferenz im arabischen Doha. Die Expertin der Naturschutzorganisation WWF in Hamburg für den Schutz der Arten im Meer wartet an diesem Tag auf Nachrichten von der arabischen Halbinsel.

„Wir sind an die Decke gegangen“, erinnert sich Karoline Schacht an den „Tag der Haie“ auf der Artenschutzkonferenz im arabischen Doha. Die Expertin der Naturschutzorganisation WWF in Hamburg für den Schutz der Arten im Meer wartet an diesem Tag auf Nachrichten von der arabischen Halbinsel. Acht Haiarten vom Dornhai bis zum Bogenstirnhammerhai Sphyrna lewini sollen dort unter das schützende Dach der „Convention on International Trade in Endangered Species“ (Cites) schwimmen. Jede der Arten ist stark gefährdet, weil ihre Flossen als Delikatesse in asiatischen Suppen oder wie beim Dornhai das Fleisch als Schillerlocke auf deutschen Tellern landet. Und über jede Art wird einzeln abgestimmt. Der Leiter des deutschen WWF-Artenschutzes, Volker Homes, meldet aus Doha jedes Ergebnis übers Handy einzeln nach Europa. Am Ende schmettern die Delegierten alle Anträge auf Schutz für Haie ab.

Es sind Negativerlebnisse wie diese, die die Artenschutzkonferenz in Doha, die am Donnerstag zu Ende ging, aus der Sicht der Artenschützer geprägt haben. „Einige Länder denken vor allem an ihren kurzfristigen Profit“, kommentiert WWF-Artenschützer Homes diese Ergebnisse: Solange es die Tiere noch gibt, wollen Länder wie Japan und China sie auch noch nutzen. Wie kurzfristig dieses Denken ist, zeigt das Beispiel des Blauflossen-Thun, der aus dem Mittelmeer und dem Nordatlantik als extrem teure Spezialität für Sushi nach Japan verkauft wird. Obwohl die Bestände zusammenbrechen, lehnt Cites auch eine Kontrolle des internationalen Handels mit Blauflossen-Thun ab. Die japanische Delegation feiert dieses Ergebnis mit Sushi-Häppchen aus eben diesem Thun.

Bei der nächsten Cites-Konferenz im Jahr 2013 wird sich die Fisch-Lobby wohl nach anderen Erfolgshäppchen umschauen müssen: Nach einer wissenschaftlichen Studie des WWF haben sich die Bestände des Blauflossen-Thun im Mittelmeer in den letzten fünf Jahren halbiert, spätestens in drei Jahren dürften die Trawler ohne Blauflossen-Thun in die Häfen zurückkehren, weil es einfach keine Fische mehr zu fangen gibt.

An Land sieht Volker Homes aber durchaus Erfolge. So hat sich der Schutz der letzten 3200 Tiger zumindest ein wenig verbessert. Mit diesen Großkatzen darf zwar überhaupt nicht mehr gehandelt werden. Stattdessen lebt die Wilderei auf. Gut versteckt wandern die Tigerknochen dann über die Grenzen – meist in Richtung China. Selbst tiefgefrorene Tiger wurden bei Kontrollen bereits entdeckt, berichtet WWF-Mitarbeiter Roland Gramling in Frankfurt. In Doha haben die Cites-Vertragsstaaten daher jetzt beschlossen, über die Grenzen hinweg gemeinsam besser gegen die Schmugglerringe vorzugehen.

Allerdings leben neben den 3200 Tigern in der Natur weitere 15 000 bis 20 000 dieser Großkatzen in Gefangenschaft. Die allermeisten davon fristen ein trauriges und kurzes Leben in Tigerfarmen, die vor allem in China Rohstoffe in Form von Tigerknochen für die traditionelle Medizin liefern. Diese Einrichtungen aber wurden bei den in Doha gefassten Tigerbeschlüssen ignoriert. Da sich bisher die Produkte aus den dort geschlachteten Tigern nicht von Artgenossen in freier Wildbahn unterscheiden lassen, heizen Tigerfarmen die Wilderei an.

Tansania hatte bei Cites den Antrag gestellt, bei Elefanten den Handel mit Jagdtrophäen für nichtkommerzielles Zwecke zu erlauben. Dieser Antrag wurde abgelehnt, die Elefanten gehören also ebenfalls zu den Gewinnern. Denn auch solche nichtkommerzielle Trophäenjagd heizt den illegalen Handel an, berichtet WWF-Artenschützer Stefan Ziegler in Frankfurt: Auf völlig legalem Wege kamen Trophäenjäger aus Vietnam nach Südafrika, schossen dort Nashörner und nahmen das Horn als Trophäe mit nach Hause.

Ohnehin nimmt die Wilderei auf die Dickhäuter in den letzten Jahren wieder zu. Vor allem das Krisenland Simbabwe spielt da eine sehr unrühmliche Rolle, belegt WWF-Spezialist Stefan Ziegler mit erschreckenden Zahlen. Im Jahr 2007 lebten in diesem Land noch gut 800 Nashörner. Allein in den drei Jahren bis 2009 aber fielen 235 dieser Tiere Wilderern zum Opfer. Auch der Nashornschmuggel soll in Zukunft besser kontrolliert werden, hat die Cites-Konferenz beschlossen.

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