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Mittlerweile hat die Polizei in Niederösterreich ein Foto des Waffenarsenals veröffentlicht.

© picture alliance/dpa

Update

Geiselnahme und Amoklauf in Österreich: Wilderer setzte Keller in Brand und erschoss sich selbst

Die Geiselnahme in der Nähe des österreichischen Annaberg ist beendet. Polizisten stürmten das Haus des mutmaßlichen Täters Alois H. Während der Durchsuchung fanden sie eine verbrannte Leiche. Mittlerweile bestätigten Angehörige die Identität des Mannes, der auch mit diversen Einbrüchen in Verbindung gebracht wird.

Bei der Stürmung seines Hauses fanden die Einsatzkräfte eine verkohlte Leiche. Es spreche einiges dafür, dass es sich um den Gesuchten handle, sagte Polizeisprecher Roland Scherscher. Dies bestätigte mittlerweile die Familie des mutmaßlichen Wilderers Alois H.

„Wir sind froh, dass wir den Einsatz nach 24 Stunden beenden konnten“, meinte Scherscher. Hunderte Einsatzkräfte hatten das Anwesen im Bezirk Melk umstellt. Am Abend stürmten sie es mit der Hilfe von Panzern. Die Durchsuchung dauerte Stunden. Durch begleitende Ermittlungsarbeit erfuhr die Polizei laut Sprecher von einem Versteck, dass nur durch eine Geheimtür zu erreichen war. „Die Einsatzkräfte haben die Tür geöffnet und wollten in den Raum eindringen, im Raum selbst hat es aber gebrannt“, sagt Polizeisprecher Scherscher. Der zuströmende Sauerstoff fachte die Flammen zusätzlich an. Als das Feuer gelöscht wurde, habe man die verbrannte Leiche entdeckt.

Hunderte Waffen und Geweihe im Keller

Bei der Stürmung und Durchsuchung des Hauses fanden Beamte neben der brennenden Leiche des Mannes hunderte Waffen. Neben dutzenden angehäuften Geweihen fand die Polizei zudem andere gestohlene Gegenstände und Hinweise auf bislang ungeklärte Straftaten. Alois H. stehe im Verdacht, bei mehreren Einbrüchen und Diebstählen von Jagdwaffen beteiligt gewesen zu sein, wie die Polizei in Niederösterreich am Donnerstag mitteilte. Die österreichische Zeitung "Kurier" berichtete, ebenfalls am Donnerstag, dass Alois H. Mitglied der sogenannten "Halali-Bande" gewesen sein könnte, die Jagdvillen und Schlösser ausraubte und dann in Brand setzte. Es liefen, so der Sprecher der Polizei, außerdem Ermittlungen gegen Alois H. aufgrund einer Messerstechattacke auf einen anderen Jäger im Jahr 2011.

Hunderte Polizeibeamte und auch das Militär hatten den Tag über das Haus umlagert, aus dem der schwer bewaffnete Mann mehrmals schoss. Seit dem späten Nachmittag habe es kein Lebenszeichen mehr von ihm gegeben, so der Sprecher. Das bis dahin letzte sei ein einzelner Schuss gewesen. Der mutmaßliche Wilderer Alois H. hatte auf der Flucht vor der Polizei seit der Nacht zu Dienstag drei Polizisten und einen Sanitäter erschossen. Laut einer Mitteilung des österreichischen Innenministeriums wurde der etwa 55-Jährige schon länger wegen Wilderei observiert.

Neben dutzenden angehäuften Geweihen fand die Polizei andere gestohlene Gegenstände und Hinweise auf bislang ungeklärte Straftaten.
Neben dutzenden angehäuften Geweihen fand die Polizei andere gestohlene Gegenstände und Hinweise auf bislang ungeklärte Straftaten.

© dpa

In einem Wald bei Annaberg (Bezirk Lilienfeld in Niederösterreich) sollte er von Polizisten angehalten werden. Eine von der Cobra, der Spezialeinheit der österreichischen Polizei, eingerichtete Straßensperre beschoss der Mann und tötete dabei einen Polizisten. Daraufhin floh Alois H. in den Wald.

Als ein Rettungsteam für die Erstversorgung des Beamten anrückte, eröffnete der Mann aus dem Versteck im Wald heraus mit einem Gewehr wieder das Feuer und erschoss den Fahrer es Krankenwagens. Daraufhin flüchtete der Wilderer zu Fuß und wurde nach einigen Kilometern erneut gestellt, diesmal von einem Streifenwagen, der als Kontrollposten positioniert war.

Wilderer tötete vermeintliche Geisel

Alois H. erschoss einen der beiden Beamten. Ob er dessen Kollegen zunächst als Geisel nahm oder direkt erschoss, war zunächst unklar. Der Mann wurde später tot im Wagen gefunden. Mit dem Streifenwagen flüchtete der Schütze zu seinem auf einer Erhebung gelegenen Bauernhof im rund 70 Kilometer entfernten Großpriel bei Melk.

Mehrere Kontaktaufnahmen seitens der Polizei schlugen fehl. Immer wieder habe man Schüsse aus dem Haus gehört. Die Zufahrtsstraßen riegelte die Polizei unterdessen mit Straßensperren ab. Im Ö1-Mittagsjournal, einer Radiosendung, bestätigte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, dass die Polizei drei Schützenpanzer des Typs "Saurer" vom Bundesheer angefordert hat, um den Mann zu stoppen.

Anfangs berichteten vor allem die österreichischen Medien, nicht über Details zu dem Fall. Das Innenministerium hatte zur Sicherheit der Geisel darum gebeten. Am Nachmittag hob das Landespolizeikommando die Nachrichtensperre auf und bestätigte drei Opfer. Später korrigierten die Beamten die Opferzahl auf vier.

Der Wilderer wurde seit 2009 gesucht

Seit 2009 fand die Polizei in dem Bezirk Liliental, in Österreich, tote Hirsche. Den insgesamt acht toten Tieren fehlte der Kopf, der wohl mit sehr scharfen Klingen abgetrennt worden war, wie die Internetseite von noeORF mitteilte. Daraufhin entschloss sich die Polizei, den Wilderer zu stellen.

Bei den vorherigen zwei Versuchen scheiterte der Zugriff, wahrscheinlich hörte er den Polizeifunk ab. (mit dpa)

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