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Panorama: Geistig Behinderten zu Tode geprügelt

Der Oberstaatsanwalt ringt um Worte. „Ich bin einiges gewohnt“, sagt Hans-Jürgen Neufang, „aber was hier passiert ist, verstehe ich nicht“.

Von Frank Jansen

Der Oberstaatsanwalt ringt um Worte. „Ich bin einiges gewohnt“, sagt Hans-Jürgen Neufang, „aber was hier passiert ist, verstehe ich nicht“. Vergangene Woche hat eine Gruppe junger Männer in Naumburg (Sachsen-Anhalt) einen geistig behinderten Mann mit unzähligen Schlägen und Tritten getötet. Von Donnerstag bis Sonnabend wurde der 40 Jahre alte Andreas Ö. offenbar viermal in seiner Wohnung überfallen. Die sechs Täter misshandelten den wehrlosen Mann und raubten Geld, einen Fernseher, einen Videorecorder und andere Gegenstände. Doch den Sprecher der Staatsanwaltschaft Naumburg erschreckt nicht nur die Grausamkeit der Täter. Bei einigen ist es auch ihr Alter: Drei der sechs Schläger sind gerade mal 15 Jahre alt.

Sie sitzen jetzt genauso in Untersuchungshaft wie die Mittäter im Alter von 17, 26 und 29 Jahren. Neufang spricht von Mord und vom „Anschein besonderer Menschenverachtung“. Dass Ö. behindert war, „könnte die Hemmschwelle heruntergesetzt haben“, sagt der Oberstaatsanwalt. Die Schläger hätten außerdem das Opfer als Kinderschänder bezeichnet. „Dazu ist uns zwar nichts bekannt““, sagt Neufang, „aber der Vorwurf könnte für die Gruppe eine Art Rechtfertigung gewesen sein“. Die zum Teil einschlägig vorbestraften Männer empfanden offenbar kein Unrechtsbewusstsein. Bei einem Treffen auf einem Spielplatz brüstete sich die Gruppe mit ihrer Tat. Ein Zeuge alarmierte die Polizei, die am Montag den Toten entdeckte und kurz darauf die Schläger festnahm. Einer wohnte im selben Haus wie Ö.

Neufang sagt, nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen sei keiner der Täter als Rechtsextremist bekannt. Die Justiz hat allerdings auch schon Delikte als „rechte“ Gewalt bezeichnet, wenn unpolitisch erscheinende Täter ein Opfer als sozial minderwertig verachteten und gezielt attackierten.

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