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Gentechnik: Wissenschaftler klonen erstmals Affenembryo

Forschern ist es erstmals gelungen, einen Affen-Embryo zu klonen und daraus Stammzellen zu gewinnen. Dies soll zeigen, dass therapeutisches Klonen bei Primaten möglich ist - und zu denen gehört letztendlich auch der Mensch.

Eine Forschergruppe um den russischen Wissenschaftler Shoukhrat Mitalipov schuf an der University in Beaverton (US-Bundesstaat Oregon) aus dem geklonten Erbgut eines zehnjährigen Rhesus-Affen zwei identische embryonale Stammzelllinien. Das berichtete das US-Fachmagazin "Nature" auf seiner Internetseite. Die Wissenschaftler wandten dieselbe Methode an, mit der auch das Klonschaf Dolly erzeugt wurde. Das Ergebnis weckt Hoffnungen, dass die Technik auch zum Herstellen menschlicher Stammzelllinien verwandt werden könnte.

Das Schaf Dolly, das erste geklonte Tier der Welt, war 1996 geboren worden. Die Technik, mit der Dolly geschaffen wurde, wird somatischer Zellkern-Transfer (SCNT) genannt: Einer Säugetier-Eizelle wird der Kern - und damit die Erbinformationen - entnommen. An seine Stelle wird ein Zellkern des Tieres eingeführt, das geklont werden soll. Die neu zusammengebaute Eizelle wird dann in eine Nährlösung gegeben und mit Stromimpulsen behandelt, um sie zur Teilung anzuregen. Ist der entstehende Zellklumpen groß genug, wird er in den Uterus der Ersatzmutter eingepflanzt.

Versuche mit Affen ethisch umstritten

Nach Dolly klonten Forscher auch Pferde, Rinder, Schafe, Mäuse, Ratten, Hasen, Katzen, Hunde und andere Säuger. Die Erfolgsrate ist aber bis heute gering: Nur bei einigen wenigen von teils tausenden Versuchen kommen lebende Tiere zu Stande. Das Klonen von Primaten war bislang nicht gelungen, bisherige Versuche brachten teils stark deformierte Zellen hervor. Die Versuche mit Affen waren zudem ethisch umstritten, nach Ansicht von Kritikern könnten sie dem reproduzierenden Klonen von Menschen Vorschub leisten.

Das Team um Mitalipov entnahm nach eigenen Angaben Zellkerne aus Hautzellen eines männlichen Rhesus-Affen und pflanzte sie in mehr als 300 Eizellen weiblicher Tiere ein. In 35 Fällen seien daraus Embryonen in einem sehr frühen Stadium entstanden. Ein Affen-Baby wurde nicht geboren. Aus den Embryonen wurden zwei embryonale Stammzelllinien gewonnen, die sich selbst teilen konnten. Es sei somit gelungen, aus adulten Primaten-Stammzellen embryonale Stammzellen zu gewinnen, schrieben die Autoren. Therapeutisches Klonen bei Primaten sei also konzeptuell möglich. Das Ergebnis weckt nun Hoffnungen, dass schon bald menschliche embryonale Stammzellen gewonnen werden können, um etwa verletztes Gewebe zu behandeln.

Nächster Schritt: der Mensch?

Dass die DNA der embryonalen Stammzelllinien tatsächlich identisch mit dem Erbgut des Affen war, wurde laut "Nature" von einem Team der australischen Monash-Universität überprüft. Die Klonforschung hatte in der Vergangenheit mehrere Skandale zu überstehen: In Misskredit wurde sie vor allem durch den südkoreanischen Forscher Hwang Woo Suk gebracht. Dieser verkündete 2004, Stammzellen aus geklonten Embryos gewonnen zu haben. Seine Ergebnisse wurden jedoch als Fälschung entlarvt. "Nature" veröffentlichte die neue Studie nun früher als geplant. Die Zeitschrift begründete dies mit den "fortdauernden Spekulationen" über die Resultate der US-Forscher.

Die Ankündigung des erfolgreichen Affen-Klonens ruft auch kritische Reaktionen hervor: Wissenschaftler in aller Welt könnten sich nun versucht fühlen, ein geklontes Baby zu erschaffen, sagte Helen Wallace von der britischen Organisation "Genewatch". Zwar sei das Klonen zu Zwecken der Fortpflanzung in Großbritannien per Gesetz verboten, "in anderen Ländern dieser Welt gibt es aber keine juristischen Schranken". (mit AFP/dpa)

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